Man(n) hat´s nicht leicht
Bekanntlich hat ja alles zwei Seiten. Soviel zu meiner Verteidigung. Dass ich Tiere liebe ist nicht neu, und so mag es kaum verwundern, dass mein Beitrag zur Gründung des gemeinsamen Hausstandes sich wie folgt zusammensetzte: 185 kg Hund (aufgeteilt in zwei Rottweiler à 55 kg und einen Irish-Woolf mit 75 kg), rund 3 Tonnen Pferd (das Gesamtgewicht verteilte sich auf 6 Exemplare der Gattung Equus), sowie einige Leichtgewichte in Form von drei Katzen und mehreren Wüstenmäusen.
Die weitere Mitgift beinhaltete noch ein paar nützliche Dinge wie Waschmaschine (zum Waschen der Pferdedecken, Bandagen etc.), sieben Aschenbecher, drei Champagnergläser, eine Kaffeemaschine sowie ein nicht mehr ganz vollständiges Service. Das hätte eigentlich schon misstrauisch machen müssen. Schönheit vergeht, Hektar besteht, sagt ein bayerischer Spruch.
Bei mir kein Hektar in Sicht, nicht mal ein Appartement. Mein Beitrag zur Haushaltsgründung bestand nicht in Vermögensbildung, sondern eher in Vermögensvernichtung. Wie gesagt, bei rationaler Betrachtungsweise: keine gute Partie.
So fing es an, aber es sollte noch wesentlich schlimmer kommen. Zwar trug ich mit meiner Arbeit auch zum gemeinsamem wirtschaftlichen Erfolg bei, bemühte mich aber redlich, diese Anstrengungen durch erhebliche Ausgaben für meinen Zoo zu konterkarieren. Im Schweiße Deines Angesichtes, so verheißt die Bibel bereits, sollst Du Dein Brot (Geld) verdienen.
Für den Mann an meiner Seite erfuhr die Verheißung eine ganz wesentliche Ergänzung: nicht nur das Verdienen war anstrengend, nein, sogar das Ausgeben. Abladen des teuer erstandenen Heus, Koppelbauen, und und und... Der wahrhaft geniale Coup, das Vermögen zu verringern, gelang mir aber erst, als ich anfing, Pferde zu züchten. Von der ersten Sekunde ihres Erdendaseins an verband mich mit unseren Fohlen ein starkes inneres Band. Rührend, aber nicht ungefährlich, und so kam es wie es kommen musste: als Züchter verkaufte ich Pferde, aber dabei vergaß ich, dieses innere Band zu durchtrennen. Und so schnellten einige Exemplare noch Jahre nach dem Verlassen des heimischen Betriebes wie von Zauberhand an diesem Band zurück!
Man telefoniert arglos mit den Käufern von einst, hört hier von einer Scheidung, da von einem nach 10 Jahren aufgetauchtem Gesundheitsproblem und irgendwie höre ich mich dann immer sagen: “Ach, wissen Sie was, natürlich hole ich den / die wieder”.
Und schon haben wir wieder ein Pferd mehr im Stall und meistens zusätzlich einige Probleme zu lösen. Da muss Mann leider durch. Meiner ist Kaufmann und Realist und so hat er mir mal vor Jahren bereits ausgerechnet, welche Boxenanzahl ich mit 65 Jahren erreicht haben müsste, ich muss zugeben, es hörte sich nicht gut an.... Und neulich, da stand er mal recht nachdenklich im Stall, guckte zu wie ich den Pferden die knackigen Äpfel (er behauptet, die guten Äpfel seien bei uns im Stall, die schrumpligen in der Obstschale im Haus) und meinte trocken: „Die Pferde werden sich aber mal umschauen, wenn sie in den Himmel kommen!”
Seine “Else” aber auch, oder glauben Sie, im Himmel wird die auch mit Nimm-Zwei-Bonbons gefüttert? Also ich habe die Tüten jedenfalls nicht in Elses Putzkasten gelegt...
Dr. D. M