Elektrolyte für Pferde - absolut unverzichtbar

Schwitzendes Distanzpferd auf der Wettkampfstrecke
Bildquelle: Angeli Wright

Sport kann eine schweißtreibende Angelegenheit sein, für Mensch und Tier. Für Menschen gibt es neben Säften, Bier & Co. sogenannte Isodrinks, die über den Schweiß verlorengegangene Elektrolyte und Flüssigkeit auffüllen, aber was trinken schwitzende Pferde? Klar, Wasser. Aber tun sie das immer und in ausreichender Menge? Und wie kommen die mit dem Schweiß verlorenen Elektrolyte wieder ins Pferd? Benötigen Pferde immer eine Elektrolytpaste oder reicht der Salzstein in der Box, auch dann, wenn Pferde den augenscheinlich gar nicht nutzen? Und wie sieht das bei dem Pferd aus, das seinen Salzstein regelmäßig in kürzester Zeit auffrisst und deshalb nur noch Speisesalz über sein Futter gestreut bekommt? Wie viel Salz ist überhaupt nötig, um verlorengegangene Elektrolyte wieder aufzufüllen? Und reicht Salz allein überhaupt, oder verliert das Pferd noch weitere Elektrolyte mit dem Schweiß?

Viele Fragen und wenig Antworten – bisher

Viele Fragen und das sind längst nicht alle. Wüssten Sie auf alle eine Antwort? Sie sind nicht allein, denn auch die Wissenschaft hat noch längst nicht alle Antworten (auf zunächst simpel erscheinende Fragen) gefunden. Es ist noch gar nicht so lange her, da lautete die Empfehlung der Wissenschaft (salopp ausgedrückt): Die mit dem Schweiß verlorengegangenen Elektrolyte ersetzen und Wasser trinken lassen. Klingt erst mal gut und wäre sehr einfach umzusetzen, denn man kennt die Zusammensetzung des Pferdeschweißes und man kann die Schweißmengen ganz gut einschätzen. Zwei Tabellen, ein Taschenrechner, Speisesalz und dazu noch eine Waage und schon macht man alles richtig beim Elektrolytersatz? Die Antwort ist ein klares "Nein", denn genau diese Vorgehensweise wäre bei einem Pferd, das stark geschwitzt hat, gesundheitlich verheerend, wie Studien ergaben. Aber dann könnte vielleicht die Elektrolytpaste die Lösung sein? Ja, könnte, muss aber nicht und aus mehreren Gründen ist sie sogar eher selten die Lösung, sondern wird schlimmstenfalls sogar umgekehrt zum Problem!

Schauen wir uns die wichtigsten Fragen der Reihe nach an:

Warum schwitzen Pferde so stark?

Der Hund hechelt, um sich abzukühlen, das Pferd kann nicht hecheln, es schwitzt. In der Tat ist das Pferd ein extrem schweißaktives Wesen, 65 % seiner Wärmeableitung erfolgen über den Schweiß, nur ein kleiner Teil über Atmung und Strahlung.

Pferdeschweiß enthält Wasser und?

Pferdeschweiß ist hyperton. Das bedeutet, Pferde verlieren mit dem Schweiß (auf die Gesamtmenge bezogen) relativ mehr Elektrolyte als Wasser. Gerade im Sommer ist man als Pferdebesitzer daher versucht zusätzliche Elektrolyte zu ergänzen. Bei manchen Pferden ist dies durchaus sinnvoll.

Der Großteil unserer Pferde benötigt bei geringem Schweißverlust allerdings keine zusätzlichen Elektrolyte. Die Fütterung ist dann nicht nur unnötig, sondern kostet den Körper unnötig Wasser, weil die Nieren unnötige Elektrolyte sofort wieder ausscheiden müssen, um das fein austarierte, empfindliche Elektrolytgleichgewicht im Organismus und den Säure-Basen-Haushalt aufrechtzuerhalten. Es ist also wichtig herauszufinden, wie viele Elektrolyte ein Pferd bereits über Heu und sonstiges Grundfutter aufnimmt und wie viele Elektrolyte es verliert, um Elektrolyte ohne Gefahr für die Nieren und den körpereigenen Wasser- und Elektrolytspeicher ergänzen zu können.

Salz und Elektrolyte

Betrachten wir zunächst einmal, was die Worte "Salz" und "Elektrolyt" eigentlich genau meinen: Salze sind, rein chemisch betrachtet, Verbindungen aus positiv geladenen Ionen (Kationen) und negativ geladenen Ionen (Anionen), die in einer kristallinen Gitterstruktur vorliegen.

Mit "Salz" bezeichnen wir im Alltag immer Natriumchlorid (bestehend aus dem positiven Natriumion (Na+) und dem negativ geladenen Chloridion (Cl-), auch "Speisesalz" oder "Viehsalz" genannt. "Elektrolyte" sind ionisierte Mineralien oder auch chemische Verbindungen, wie Säuren oder Basen, die aufgrund ihrer unterschiedlichen elektrischen Ladung (positiv geladen + oder negativ geladen -) in wässriger Lösung Strom leiten.

Aufgaben der Elektrolyte im Organismus

Die Zusammensetzung der Elektrolyte im Körper ist innerhalb wie außerhalb der Zellen sehr genau austariert. Verändert sie sich aufgrund von Mängeln, können die Zellen ihre Funktion nicht mehr erfüllen und gehen zugrunde. Die Aufrechterhaltung der Elektroneutralität, die Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks und damit der elektrischen Leitfähigkeit der Zelle hängen von diesem fein austarierten Gleichgewicht an Elektrolyten ab. Elektrolyte sind zudem Bestandteil von Puffersystemen, ermöglichen die Reizbarkeit und Reizbeantwortung von Nerven- und Muskelzellen und beeinflussen die Enzymsysteme.

Fazit: Störungen des Elektolythaushaltes führen zu eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Ausfällen von Nervenfunktionen sowie Muskelerkrankungen und können mitunter lebensbedrohlich werden (dazu mehr im nachfolgenden Textabschnitt).

Elektrolyte, Bestandteil alltäglicher Nahrung

Elektrolyte müssen über die Nahrung aufgenommen werden, d. h. sie können vom Körper nicht selbst synthetisiert werden. Wenn wir in der Pferdefütterung von Elektrolyten sprechen, beschränken wir uns in der Regel auf die drei wichtigsten Elektrolyte im Körper: Kalium+, Natrium+ und Chlorid-, hinzu kommen noch zweifach geladene Ionen wie Ca++ und Mg++. Unser Speisesalz bzw. der Salzstein in der Box ist in den Elektrolyten also "mitinbegriffen". Positiv geladene Elektrolyte wirken alkalisierend (basisch), negativ geladene ansäuernd.

Detaillierte, weitere Informationen zum Elektrolythaushalt des Pferdes finden Sie in unserem Artikel "Salz- und Elektrolythaushalt des Pferdes – ein Buch mit sieben Siegeln?" in unserer IWEST News 2019.

Elektrolytbedarf ohne vermehrten Schweißverlust

Reitpferde verlieren Elektrolyte über Urin, Kot und Schweiß. Damit der Körper ordnungsgemäß funktioniert, sollten sie ausgeglichen werden. Die Verluste über Kot und Urin werden im Erhaltungsbedarf berücksichtigt.

Elektrolyterhaltungsbedarf im Vergleich mit Gehalten im Heu

ErhaltungsbedarfPferd 400 kgPferd 600 kgÜber 1,5 bis 2 kg Heu je 100 kg Körpergewicht
+ Salzleckstein gedeckt?
Natrium2,4 g3,1 gja
Chlorid1,3 g1,8 gja
Calcium14,3 g19,3 gja
Phosphor9,8 g13,3 gja
Magnesium4,4 g6,6 gja
Kalium12,4 g16,8 gja

Kienzle und Burger (2011)

Elektrolytbedarf mit dem Schweiß

Weit größer sind die Verluste über den Schweiß. Ein Liter Schweiß enthält durchschnittlich 3,1 g Natrium, 1,6 g Kalium, 5,5 g Chlor, 0,12 g Calcium, 0,05 g Magnesium und Spuren weiterer Mineralien. Um also den Elektrolytverlust und damit den Elektrolytbedarf ermitteln zu können, sollte man wissen, wie viel Liter sein Pferd schwitzt.

Elektrolytverlust über den Schweiß und Gehalte im Futter

 Elektrolytverlust
in 10 Liter Schweiß
Elektrolytgehalt
in 8 kg Heu
Elektrolytgehalt
in 100 g Megalyt Sol
Natrium31 g5 – 10 g23 g
Chlorid55 g48 – 97 g43 g
Calcium1,2 g20 – 55 g0,15 g
Phosphor< 10 mg5 – 21 g0 g
Magnesium0,5 g6 – 11 g1,5 g
Kalium16 g150 – 190 g13 g

Woran kann ich erkennen, wie viel Schweiß mein Pferd verliert?

Wie jeder weiß, hängt die Schweißmenge nicht nur von der Arbeitsleistung, sondern auch von der Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit ab. Eine wichtige Rolle spielen auch individuelle Faktoren, wie z.B. die Dicke des Fells, Stress und die Fütterung. Schwitzt Ihr Pferd auffällig viel, sollte die Fütterung überdacht werden. Werden z.B. große Mengen Getreide, insbesondere mit schwer verdaulicher Stärke wie z.B. Mais oder Gerste, gefüttert, gelangt diese Stärke bis in den Dickdarm. Dort wird sie von den Bakterien verstoffwechselt. Außer Laktat wird dabei auch noch Wärme frei. Diese Wärme muss das Pferd zusätzlich loswerden: Es schwitzt vermehrt.

Um im Alltag die individuelle Schweißmenge und damit den Elektrolytverlust relativ einfach schätzen zu können, wurde ein Schweißscore erstellt.

Ein Pferd von 600 Kilogramm Körpergewicht verliert bei einer Schweißmenge von 4 Litern 15 g Natrium, 23 g Chlorid, 20 g Calcium, 13 g Phosphor, 6 g Magnesium und 23 g Kalium. Diese Mengen nimmt ein Pferd durch 2 kg durchschnittliches Heu je 100 Kilogramm Körpergewicht sicher auf. Selbst wenn das Heu extrem wenig Elektrolyte (in der Regel werden zunächst Natrium und Chlorid knapp) enthält, oder nur 1,8 kg je 100 kg Körpergewicht gefüttert werden, sind Pferde in der Lage durch freien Zugang zu einem Salzleckstein ihren Bedarf an Elektrolyten bei dieser geringen Schweißmenge selbständig zu decken. Die aufgenommene Salzmenge hängt in erster Linie vom Natrium ab. Deshalb sollte in jeder Pferdebox ein reiner Salzleckstein und kein Mineralleckstein hängen. In Abhängigkeit des Natriumbedarfs nimmt das Pferd ansonsten unkontrolliert viele andere Mineralien mit auf, die es im besten Fall nur nicht braucht, an denen es sich im schlimmsten Fall (Selen, Jod) aber auch vergiften kann.

Ab 7 Liter Schweiß wird der Natriumgehalt in der Ration im Vergleich zum Bedarf allmählich knapp. Alle anderen Elektrolyte sind weiterhin über Heu abgedeckt. Um sicher mit Natrium versorgt zu sein, muss ein 600 Kilogramm schweres Pferd bei durchschnittlichem Heu 10 g Natriumchlorid drei Tage lang aufnehmen. Bei extrem niedrigen Gehalten im Heu sind es bereits 20 g. Die meisten Pferde nehmen diese Menge, angepasst an ihren Bedarf bei freiem Zugang zu einem Salzleckstein, selbständig auf. Zur Sicherheit können Elektrolyte in passender Menge gefüttert werden. Um Wasser und Elektrolyte im richtigen Verhältnis zur Verfügung zu stellen, ist es sinnvoll eine isotonische Lösung zusätzlich zu reinem Wasser anzubieten (siehe auch Tabelle Schweißscore unten).

Schwitzt Ihr Pferd so sehr, dass es schaumig weiße Stellen aufweist, Hals und Flanken deutlich feucht sind und auch am Kopf nasse Stellen erkennbar sind, ist die Ergänzung von Elektrolyten über Mineralfutter und Salzleckstein hinaus notwendig. Bei unterdurchschnittlichen Gehalten im Heu werden nun außer Natrium und Chlor auch Calcium, Magnesium und in Extremfällen sogar Kalium knapp, weshalb in Megalyt Sol auch diese Mineralien enthalten sind.

Schweißscore: Elektrolytergänzung abhängig vom Schweißverlust

Schweißscore & SchweißbildSchweiß in
% der KM
Schweiß in
Liter bei
600 kg Gew.
Elektrolytergänzung
notwendig

Schweißscore: 1

  • Fläche unter dem Sattel teilweise trocken, teilweise aber auch dunkle, klebrige und feuchte Areale
  • Halsbereich klebrig
  • Flanken dunkler als normal
0,2 – 0,7 %1 – 4Nein

Schweißscore: 2

  • Fläche unter dem Sattel und Areale am Hals nass
  • vtl. kleine weiße Areale an den Schabrackenrändern infolge von Schaumbildung
  • Reibungsflächen zwischen Hals und Zügel sowie zwischen den Innenschenkeln können infolge von Schaumbildung weiß sein
0,7 – 1,2 %4 – 7Jain
2 g Megalyt Sol je 100 kg Körpergewicht
drei Tage lang

Schweißscore: 3

  • Trense hinterlässt einen deutlich feuchten Abdruck (häufig mit Schaumbildung an Backenstück und Nasenriemen)
  • Hals und Fläche unter Sattel und Gurt durchgängig nass
  • Flanken deutlich feucht
1,2 – 1,5 %7 – 9Ja
5 g Megalyt Sol je 100 kg Körpergewicht
drei Tage lang

Schweißscore: 4

  • Hals und Fläche komplett nass
  • Feuchte, dunkle Falten über den Augen
  • Bei stark bemuskelten oder aber fetten Pferden zwischen den Hinterschenkeln aufgrund von Schaumbildung weiß
1,5 – 2 %9 – 12Ja
6 g Megalyt Sol je 100 kg Körpergewicht
drei Tage lang

Schweißscore: 5

  • Pferde zusätzlich über dem Auge und unter dem Bauch tropfend nass
2 – 3 %12 – 18Ja
10 g Megalyt Sol je 100 kg Körpergewicht
drei Tage lang

nach Zeyner et al. 2012, GfE 2013

 

Elektrolytverluste ausgleichen, aber richtig!

Pferde besitzen einen riesigen Elektrolyt- und Wasserspeicher: den Dickdarm. Dort lagern etwa 120 bis 160 l Nahrungsbrei, der hauptsächlich aus Wasser und Heu (und Elektrolyten) besteht. Die Elektrolyte werden zum größten Teil erst im Dickdarm resorbiert. Je höher der Bedarf und je weniger in der Nahrung enthalten ist, desto effektiver wird die Resorption.

Es ist deshalb nicht notwendig und auch nicht sinnvoll, große Mengen verloren gegangener Elektrolyte sofort wieder auszugleichen. Empfohlen wird ein Ausgleich erst nach dem Schweißverlust und dann über die nächsten drei Tage verteilt. Denn kommen große Mengen Elektrolyte auf einmal an, reguliert die Niere die Gehalte im Blut selbständig wieder.

Niere

Durch die Niere fließen beim Pferd bei jedem Herzschlag 20 % des Blutvolumens, das sind jeden Tag über 6.000 Liter Blut. In der Niere wird das Blut gefiltert: Überschüssige und schädliche Stoffe gelangen in den Urin, notwendige bleiben im Blut. Neben der wichtigen und zum Glück auch sehr effektiven Entgiftungsfunktion hat die Niere damit auch eine entscheidende Stellung im Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt. An verschiedenen Stellen im Körper werden das Blutvolumen, der Blutdruck und die Elektrolytkonzentration gemessen. All diese Werte hängen zusammen, denn Wasser folgt den Elektrolyten. Die Niere reagiert auf die gemessenen Werte, indem sie mehr oder weniger Elektrolyte und Wasser ausscheidet. Auch das Pferd reagiert, indem es trinkt oder den Salzleckstein benutzt. So werden Blutdruck und die Konzentration der einzelnen Elektrolyte konstant gehalten und die lebenswichtigen Körperfunktionen (und auch die sportliche Leistung) sichergestellt.

Wie gleiche ich Elektrolytverlust richtig und für das Pferd ungefährlich aus?

Eine Studie von Sampieri et al. (2006) zeigte, dass Distanzpferde, die während eines Rittes Elektrolytpaste erhielten, die die gesamte geschätzte Menge an verlorenen Elektrolyten ersetzte, zwar mehr tranken, aber auch mehr Wasser über Urin wieder verloren als eine Vergleichsgruppe, die nur ein Drittel der Dosierung erhielt. Zudem hatten die Pferde kurzzeitig zu viel Natrium und Chlor im Blut. Diese Abweichung im Elektrolythaushalt blieb bei der zweiten Pferdegruppe aus.

Ein Überschuss einzelner Elektrolyte oder auch insgesamt zu viele Elektrolyte können also im Endeffekt zu einer Mehrbelastung der Niere führen und zu einem Wasserverlust über die Bildung von Harn. Aus diesem Grund ist eine höhere Versorgung mit Elektrolyten vor befürchtetem Schweißverlust oder eine große Menge auf einmal zu füttern, nicht sinnvoll. Dennoch braucht das Pferd – solange Leber und Niere gesund sind – keine Hilfe bei der Ausscheidung und kommt auch wunderbar mit einer Überversorgung mit Elektrolyten zurecht, es stellt sich lediglich die Frage, ob man die Niere mehr als nötig belasten sollte. Eine Unterversorgung mit Elektrolyten dagegen ist ein deutlich größeres Problem und führt unter anderem zu Verstopfungskoliken, Leistungsminderung und eingedicktem Blut.

Warum kein Zucker?

Glucose / Dextrose

Für die einzelnen Elektrolyte gibt es verschiedene Transportsysteme aus dem Darm ins Blut. Für Natrium gibt es unter anderem einen Co-Transporter mit Glucose. Dieser wird aktiviert, sobald Natrium und Glucose gemeinsam im Darm zu finden sind. Auf den ersten Blick liegt also der Gedanke nahe, Elektrolyte mit Zucker anzureichern, damit Natrium schneller resorbiert wird. Das Problem ist jedoch, dass Glukose (Dextrose) bereits im Dünndarm aufgenommen wird und dadurch sehr schnell große Mengen an Natrium mit der Glukose gemeinsam im Blut ankommen. Die Niere schlägt in diesem Fall sofort Alarm und scheidet Natrium schnellstmöglich wieder aus, weil der Blutspiegel zu hoch wird. Durch zuckerhaltige Elektrolyte verliert das Pferd also leider Wasser mit dem Harn und leider auch wieder das dringend benötigte Natrium. Ohne Zucker wird Natrium im Dickdarm langsam resorbiert und steht so zum Ausgleich von Elektrolytverlusten zur Verfügung. Außerdem führt Zucker dazu, dass Pferde Elektrolyte gerne fressen, obwohl der Bedarf womöglich gar nicht da ist.

Stärke und Zucker führen zu Natriumaufnahme am falschen Ort

Welchen Einfluss die Gabe von Stärke (wird im Dünndarm abgebaut zu Zucker) auf die Aufnahme von Natrium hat, zeigt eindrucksvoll eine Untersuchung:

Fütterung 1: mit Getreide (Stärke)Fütterung 2: ohne Getreide
0,7 kg Wiesenheu
+ 0,5 kg Hafer
pro 100 kg Körpergewicht
nur Wiesenheu: 1,5 kg
pro 100 kg Körpergewicht
wird im Körper zurückbehalten:
zwischen 5 und 18 % des Natriums und
zwischen 32 bis 45 % des Kaliums 
wird im Körper zurückbehalten:
zwischen 55 und 68 % des Natriums und
zwischen 35 und 55 % des Kaliums

(Per Spangfors, Forskning Schweden 1992)

Übersäuerung durch Elektrolyte (Salzfütterung)

Zunächst einmal sei gesagt: Die natürliche Nahrung des Pferdes ist basisch. Um ein Pferd über die Fütterung zu übersäuern, bedürfte es erheblicher Anstrengungen seitens des Besitzers und es wäre zudem unwahrscheinlich, dass ein Pferd das fressen würde. Eine genaue Säure-Basen-Bilanz für einzelne Futtermittel enthält unser Artikel "Säure-Basen-Haushalt - Mythos und Wirklichkeit"“ in der IWEST News 2019.

Die einzige Ausnahme stellt Natriumchlorid dar. Bereits 50 g Salz führen bei einem Pferd von 600 kg nachweislich zu einer Ansäuerung des Bluts (Zeyner et al. 2017). Der Hintergrund ist, dass mehr saures Chlor in der Verbindung enthalten ist als basisches Natrium. Zusätzlich wird Chlor vom Körper besser aufgenommen als Natrium. Aus diesem Grund sollte keine Zwangsfütterung von Salz über das Futter erfolgen.

Der Zugang zu einem reinen Salzleckstein ist dagegen sinnvoll und unbedenklich, da Pferde damit die Aufnahme in Abhängigkeit von ihren Elektrolytverlusten selbständig steuern können. Wenn der Verdacht besteht, dass ein Pferd zu wenig oder zu viel Salz über den Salzleckstein aufnimmt, ist eine Kontrolle über wöchentliches Wiegen sinnvoll. Durchschnittlich nehmen Pferde über den Salzleckstein bis zu 20 g pro Tag auf.

Take Home Message

  • Pferde, die durchschnittliches Heu mit 1,5 bis 2 kg je 100 Kilogramm Körpergewicht erhalten in Kombination mit einem Mineralfutter und freiem Zugang zu einem reinen Salzleckstein, benötigen erst ab einem Schweißscore von 3 zusätzliche Elektrolyte.
  • Die verlorene Menge an Elektrolyten sollte nicht auf einmal, sondern über die nächsten drei Tage nach dem Schweißverlust ausgeglichen werden.

Erfahrungen zu Megalyt Sol

Megalyt Sol ist eine zuckerfreie Elektrolytmischung zum Ausgleich des Elektrolytverlusts bei starkem Schwitzen. Bei der Zusammensetzung haben wir darauf geachtet, fehlende Elektrolyte möglichst effektiv auszugleichen und unnötig hohe Versorgung mit einzelnen Elektrolyten und damit Ansäuerung zu vermeiden. Megalyt Sol enthält keinerlei Geschmacksstoffe, Ihr Pferd entscheidet ohne Lockstoffe nur aufgrund seines tatsächlichen Elektrolytbedarfes, ob die Aufnahme notwendig ist. Unser Megalyt Sol ist, im Gegensatz zu Natriumchlorid, übrigens basisch, hier ist Ihr Pferd absolut sicher vor einer Übersäuerung. 30 g des Pulvers ergeben mit 10 Liter Wasser eine isotonische Lösung. So werden Wasser und Elektrolytverluste im passenden Verhältnis ausgeglichen. Welche Mengen Megalyt Sol für Ihr Pferd je nach Schweißmenge optimal sind, finden Sie in der Tabelle zum Schweißscore.

Megalyt Sol wird von den Pferden nur getrunken, wenn sie es wirklich brauchen. Sie haben schon mal Meerwasser geschluckt? Machen Sie sich keine Illusionen, Megalyt Sol schmeckt auch nicht viel besser, Sie können es probieren. Dennoch trinken die Pferde – sofern es als isotone (30 g Megalyt Sol auf 10 l Wasser) oder leicht hypotone Lösung (20 g Megalyt Sol auf 10 l Wasser) angeboten wird, diese Lösung sehr gerne, vorausgesetzt sie brauchen zusätzliche Elektrolyte. Zur Sicherheit sollte immer gleichzeitig Zugang zu reinem Wasser gewährt werden. Ihr Pferd weiß am besten, ob das Kalium aus dem Heu und das Natrium vom Salzstein ausreicht, oder nicht. Mit Zwang sollten keine Elektrolyte gefüttert werden.

Sportpferde genießen unseren Erfahrungen nach, insbesondere nach dem Training, gerne einen halben oder auch mal einen Eimer Megalyt Sol-Wasser und sollten diesen dann auch angeboten bekommen. Megalyt Sol kann auch trocken mit dem (in dem Fall aber möglichst stärke- und zuckerarmen) Futter oder separat im Trog angeboten werden, sofern zusätzlich reines Wasser zur Verfügung steht.

Wir persönlich finden es in der Tat faszinierend, wie genau die meisten Pferde um ihren Bedarf an Elektrolyten "wissen" und diesen mit Megalyt Sol absolut selbständig decken. So wurde Megalyt Sol von Pferden mit einer bereits bestehenden Bluteindickung über Tage in Mengen von tatsächlich mehreren Eimern pro Tag gierig "auf ex" getrunken, was die Besitzer verständlicherweise zunächst stark beunruhigte. Doch sobald der körpereigene Wasser- und Elektrolythaushalt ausgeglichen war, hörte die Begeisterung am "Salzwasserschlucken" auch prompt von ganz alleine auf und die Aufnahme wurde von den Pferden auf einen halben Eimer nach der Arbeit reduziert. Faszinierend, dass dabei tatsächlich seitens der Pferde die Menge an den Elektrolytverlust mit dem Schweiß (ca. 12 g Megalyt Sol) instinktiv angepasst wird.

Einfacher und sicherer als mit Megalyt Sol geht es derzeit nicht, Elektrolyte genau dem Bedarf angepasst zu verabreichen. Kein Zucker, keine Stärke, die die Aufnahme von Natrium beeinträchtigen, die isotonische Zusammensetzung verhindert eine zu hohe Zufuhr an Chlor und damit eine Azidose, die Nieren werden entlastet und das Wasser bleibt dort, wo es benötigt wird. Im Organismus.

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Literaturverzeichnis:

  • Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE). Energie- und Nährstoff bedarf landwirtschaftlicher Nutztiere Nr.11 Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Pferde Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie. DLG- Verlag. Frankfurt/Main. 2014.

  • Jansson A, Dahlborn K. Effects of feeding frequency and voluntary salt intake on fluid and electrolyte regulation in athletic horses. J Appl Physiol. 1999; 86:1610–6.

  • Kienzle, E, Burger, A. Der Erhaltungsbedarf des Pferdes an Mengenelementen Übers. Tierernährung 2011; 39: 67-104.

  • Kienzle, E., Zeyner, A. Der Salzbedarf des Pferdes, eine kritische Betrachtung. Tagungsheft/Proceedings zur XX. Tagung über Pferdekrank- heiten im Rahmen der EQUITANA. wak Verlag. Gescher. 2013; 89- 97

  • Meyer, H., Coenen, M. Pferdefütterung, 5., vollständig überarbeitete Auflage. Enke Verlag. Stuttgart. 2014. Sneddon, J.C. and Argenzio, R.A. Feeding strategy and water homeostasis in equids–the role of the hind gut. Journal of Arid Environment 38, 1998; 493–509.

  • Zeyner A, Romanowski K, Vernunft A, Harris P, Kienzle E. Scoring of sweat losses in exercised horses--a pilot study. J Anim Physiol Anim Nutr (Berl). 2014 Apr; 98(2):246-50.

  • Zeyner A, Romanowski K, Vernunft A, Harris P, MuÈller A-M, Wolf C, et al. Effects of Different Oral Doses of Sodium Chloride on the Basal Acid-Base and Mineral Status of Exercising Horses Fed Low Amounts of Hay. PLoS ONE 12(1): e0168325. 2017.