Dickes Pferd - Übergewicht erkennen und managen

Zwei übergewichtige Haflinger fressen Heu
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Übergewicht ist nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Pferden eine immer häufiger auftretende Zivilisationskrankheit. Ursache ist zu viel Futter bzw. eine zu hohe Energieaufnahme bei zu geringem Energieverbrauch z. B. mangelnde Arbeit. Leider führt Übergewicht zur Steigerung von Entzündungsreaktionen im Körper und birgt zudem das Risiko für Hufrehe und weitere Probleme am Bewegungsapparat.

Übergewicht? Das ist zu beachten

Die einzige Möglichkeit, Übergewicht zu reduzieren, ist, mehr Energie zu verbrauchen als aufzunehmen bzw. weniger Energie aufzunehmen als gebraucht wird. Dazu sollten übergewichtige Pferde restriktiv gefüttert und nach Möglichkeiten mehr bewegt werden. Muskelleistung verbraucht Energie. Gleichzeitig ist es bei übergewichtigen Pferden sinnvoll, auf jedes nicht unbedingt notwendige Futter (Leckerli, Kraftfutter) zu verzichten, auch Weidegang kritisch zu überdenken und die Heumenge auf höchstens 1,5 kg/100 kg KGW zu reduzieren. Einmischen von Stroh oder ein spät geschnittenes Heu sind geeignet, um den Energiegehalt des Raufutters bei gleichbleibender Raufuttermenge zu senken.

Da bei reduziertem Grundfutter allerdings nicht nur weniger Energie, sondern auch weniger Protein, Mineralien und Vitamine aufgenommen werden, sind ein hochwertiges Mineralfutter und eine Aminosäurenergänzung wichtig.

Beispieldiätration

1,5 kg Heu je 100 kg KGW, alternativ Heu-Strohgemisch im Verhältnis 70:30

+ 10 g Magnometabol® je 100 kg KGW

+ 10 g Magnovital® je 100 kg KGW

Fettgewebe

Fett ist nicht nur die unschöne (und im wahrsten Sinne des Wortes beschwerliche) Speicherform von im Übermaß aufgenommener Energie, sondern, was leider häufig übersehen wird, auch ein endokrines Organ. Das bedeutet, im Fettgewebe werden Hormone gebildet. Zusätzlich kommt es durch eine extreme Fetteinlagerung auch noch zu „Stress“ im Fettgewebe und dadurch zu einer dauerhaften Entzündungsreaktion.

Die Folgen sind: ein fehlendes Sättigungsgefühl (die Pferde sind ständig hungrig, fressen sehr schnell und nehmen ungeeignete Futtermittel wie Sand oder Späne auf), langsame Wundheilung, Infektanfälligkeit und die gefürchtete Insulinresistenz. Die Zellen reagieren dann schlechter auf das Hormon Insulin und nehmen somit auch weniger Glukose auf.

Eine Zeit lang lässt sich dieser Zustand vom Organismus durch die Bildung von mehr Insulin noch ausgleichen, irgendwann reagieren die Zellen aber so wenig auf Insulin, dass der Blutzuckerspiegel trotz eines stark erhöhten Insulinspiegels immer noch erhöht bleibt. Der Zucker (Blutglukose) bleibt außerhalb der Zellen und ist im Blut nachweisbar. Der unphysiologisch hohe Gehalt an Insulin im Blut löst dabei die gefürchtete Hufrehe aus. Stand früher die Eiweißüberversorgung als Auslöser der Hufrehe in Verdacht, weiß man heute, dass die Störung des Zuckerstoffwechsels (Hyperinsulinämie) das Hauptproblem darstellt.

Übergewicht erkennen

Für die Beurteilung des Ernährungszustandes eignet sich der Body Condition Score. Dieser sollte zwischen 5 und 6 liegen. Zusätzlich kann der so genannte Cresty Neck Score (CNS) hilfreich sein. Hierzu wird der Nackenkamm anhand der Fettauflagerung beurteilt. Ab einem CNS von 3 besteht zudem für das Pferd ein erhöhtes Risiko, an Hufrehe zu erkranken.

Im Bild: „Nackenkamm-Score“ Meyer H., Coenen M., Pferdefütterung, 5. Aufl. Stuttgart: Enke Verlag; 2014. S. 163.

Typische Regionen für die Fetteinlagerungen sind beim Pferd: Mähnenkamm, Schweifansatz und Kruppe. Ob ein Pferd Übergewicht hat, lässt sich anhand des Body Condition Scores (BCS) oder Nackenkamm-Scores leicht feststellen. Ein Video zur Durchführung des BCS finden Sie hier >

Ursachen

Die Ursache von Übergewicht ist, dass mehr Energie über das Futter aufgenommen wurde als das Pferd verbraucht hat.

Leider stecken Pferde, sobald sie erst mal Übergewicht haben, in einem Teufelskreis: Das Übergewicht führt wiederum zu einem geringeren Grundumsatz an Energie. Zudem bewegen sich übergewichtige Pferde häufig nicht gerne. Daher nehmen sie auch mit Rationen weiter zu, die bei anderen Pferden keinen Energieüberschuss erzeugen würden.

Behandlung

Die einzige Chance, überschüssiges Fett zu reduzieren, ist, mehr Energie zu verbrauchen als aufzunehmen. Nach Möglichkeiten sollte also die Bewegung erhöht und der Energiegehalt des Futters reduziert werden (Diät). Ziel der Diät ist es, dass Fett, aber keine Muskeln abgebaut werden. Die Darmflora Ihres Pferdes sollte stabil gehalten und Nährstoffmängel vermieden werden. Alle diese Punkte sind wichtig, um den Stoffwechsel nicht zusätzlich zu belasten. Den Erfolg der Diät kontrolliert man am besten durch regelmäßiges Wiegen. Ist dies nicht möglich, kann man auch wöchentlich ein Maßband um die Sattel- und Gurtlage legen, um den Umfang zu messen. Ziel ist ein Körpermasseverlust von 0,5 – 2 % pro Woche bis zum klinischen Idealgewicht (1 cm Brustumfang entsprechen in etwa 6 – 7 kg Gewichtsreduktion, gemessen an der Stelle des Sattelgurtverlaufes).

Diät heißt zunächst einmal Verzicht auf jedes nicht notwendige Futter (z. B. Leckerli und Kraftfutter). Heu ist für Pferde sowohl zur Beschäftigung und insbesondere auch als Rohfaserlieferant für den gesamten Verdauungstrakt und die Darmflora lebensnotwendig. Eine zu starke Reduzierung hat z. B. eine Darmfloraumschichtung und gegebenenfalls Magengeschwüre zur Folge. 1 kg Heu liefert bereits so viel Energie wie 500 g Hafer und kann daher in Abhängigkeit von Qualität und gefütterter Menge durchaus dick machen. Bei bestehendem Übergewicht sollte daher die Heumenge auf 1,5 kg Heu/100 kg KGW reduziert werden, in extremen Fällen sogar möglicherweise noch geringer ausfallen. Eine weitere Möglichkeit, um die Energiemenge in der Heuration zu senken, ist der Austausch von Heu gegen Stroh. Um Verstopfungen zu vermeiden, sollte nicht mehr als 1/3 der Heuration durch Stroh ersetzt werden. Diese Raufuttermenge sollte so aufgeteilt werden, dass möglichst keine Fresspausen über 4 – 6 Stunden entstehen. Je nach Charakter des Pferdes können engmaschige Heunetze helfen, die Fressdauer zu verlängern.

Kraftfutter ist bei Übergewicht, wie schon erwähnt, ungeeignet. Heu und Stroh sind geeignet und regen die Kauaktivität an. Der dabei von der Speicheldrüse abgegebene Pferdespeichel enthält puffernde Substanzen und ist daher für die Magengesundheit wichtig. Wenn sich ein Pferd bei der Fütterung seiner Nachbarn aufregt, sind geringe Mengen zuckerarmer Rübenschnitzel oder Luzernecobs eine mögliche Lösung. Weidegang sollte aufgrund des unsicheren Energie- und Zuckerangebotes kritisch durchdacht werden. Bei manchen Pferden funktioniert eine Fressbremse sehr gut, die während der gesamten Weidezeit getragen werden muss (leider reagieren auch hier manche Pferde mit Stress).

Mineralstoff-, Vitamin- und Proteinversorgung

Bei reduzierter Heumenge kann die Proteinversorgung sowie die Versorgung mit Mineralien und Vitaminen knapp werden, da das Pferd über weniger Heu nicht nur weniger Energie, sondern auch weniger essenzielle Nährstoffe aufnimmt. Protein bzw. Aminosäuren als kleinste Bausteine werden im Körper für den Muskelaufbau und auch für die Bildung wichtiger Enzyme und Hormone benötigt.

Fehlen essenzielle Aminosäuren (Proteinbausteine, die zwingend über die Nahrung aufgenommen werden müssen), baut der Körper Muskulatur ab, um den Stoffwechsel am Laufen zu halten. Auch Mineralien und Vitamine sind für die unterschiedlichsten Stoffwechselschritte notwendig. Bei einem Mangel kommt es zu einem geschwächten Immunsystem, Leistungseinbußen, brüchigen Hufen und vielen weiteren Problemen. Daher empfiehlt sich ein hochwertiges Mineralfutter wie unser Magnometabol® (getreidefrei) sowie eine Aminosäurenergänzung wie unser Magnovital®.

Die in Magnovital® enthaltene Spirulinaalge wirkt sich zudem nachweislich positiv auf eine Insulinresistenz aus. Alternativ eignet sich unser Magnomyoforte als Kombination aus Mineralstoffen, Vitaminen und essenziellen Aminosäuren.

Literaturverzeichnis

Meyer, H., Coenen, M. (2014). Pferdefütterung, 5., vollständig überarbeitete Auflage. Enke Verlag. Stuttgart

Nawrocka, D., Kornicka, K., Śmieszek, A., & Marycz, K. (2017). Spirulina platensis Improves Mitochondrial Function Impaired by Elevated Oxidative Stress in Adipose-Derived Mesenchymal Stromal Cells (ASCs) and Intestinal Epithelial Cells (IECs), and Enhances Insulin Sensitivity in Equine Metabolic Syndrome (EMS) Horses. Marine drugs, 15(8), 237. doi.org/10.3390/md15080237

NRC (2007) Nutrient requirements of horses, 6th rev.ed., National Academy Press, Washington D.C.

SCHRAMME, C.S. (2003) Body Condition Scores und biometrische Daten zur Abschätzung des Körpergewichtes bei Warmblutpferden München, Ludwig-Maximilians-Universität, Diss.