Welche Öle eignen sich für Pferde?

Viele unterschiedliche Ölflaschen
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Für Pferde sind grundsätzlich alle Pflanzenöle gut geeignet. Außerdem wird Fischöl aufgrund seines hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren (insbesondere an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA) gerne verwendet. Die enthaltene Energiemenge ist bei allen Ölsorten vergleichbar. Sie unterscheiden sich lediglich in ihrer Verdaulichkeit, Fettsäurenzusammensetzung, Haltbarkeit, Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen und Vitamin E.

Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren

Ein Fettmolekül besteht aus 3 Fettsäuren, die miteinander über Glycerin verbunden sind. Je nachdem aus welchen Fettsäuren ein Fett besteht, hat es unterschiedliche Eigenschaften. Die Fettsäuren können unterschiedlich lang und gesättigt (keine Doppelbindungen) oder ungesättigt (mit Doppelbindungen) sein. Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren mit einer Doppelbindung an der 6. bzw. 3. Stelle, z. B.:

Omega-3:

  • Alpha-Linolensäure 
  • Docosahexaensäure (DHA) 
  • Eicosapentaensäure (EPA)   

Omega-6:

  • Linolsäure 
  • Arachidonsäure
  • Gamma-Linolensäure 

Sie sind besonders hervorzuheben, da einige Vertreter essenziell sind und Einfluss auf verschiedene Funktionen im Körper haben. Ein Mangel äußert sich unter anderem in trockener, rissiger Haut, glanzlosem Fell und Fruchtbarkeitsstörungen und sollte daher vermieden werden. Interessant ist zudem das Verhältnis von Omega-3-Fettsäuren zu Omega-6-Fettsäuren zueinander. Eine getreidereiche Fütterung beeinflusst das Verhältnis zu Ungunsten der Omega-3-Fettsäuren, während Gras und Heu einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren aufweisen.

Omega-3-Fettsäuren haben eine entzündungsdämpfende Wirkung (Coenen et al. 2020). Besonders bei Pferden mit Entzündungen und Störungen der Lungenfunktion sollte auf eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren geachtet werden. Auch Pferde mit Nesselsucht, chronischen Gelenkserkrankungen, Augenentzündungen, Atemwegsproblemen, Hautproblemen und Zuchthengste (Verbesserung der Stabilität von TG-Sperma) profitieren von Omega-3-Fettsäuren.

Omega-6-Fettsäuren sind besonders für ihren Einfluss auf Haut und Fell bekannt. Eine gute Versorgung mit Omega-6-Fettsäuren sorgt für ein glänzendes Haarkleid.

Leinöl

Leinöl wird aufgrund seines günstigen Fettsäureverhältnisses häufig in der Pferdefütterung eingesetzt. Es enthält rd. 54 % Omega-3-Fettsäuren und rd. 17 % Omega-6-Fettsäuren.

Der leicht bittere Geschmack kann bei empfindlichen Pferden zu einer Aufnahmeverweigerung führen, jedoch in der Regel erst ab > 100 ml. Exzessive Leinölmengen von 2,5 ml/kg Körpergewicht pro Tag scheinen zu Unverträglichkeitsreaktionen zu führen.

Fischöl

Der Fischgeschmack kann Pferde irritieren, manche mögen es nach kurzer Gewöhnung sogar gern. Auf dem Markt sind auch Öle kommerziell erhältlich, bei denen der Fischgeschmack extrahiert wurde. Das Besondere am Fischöl ist der hohe Gehalt an den entzündungshemmenden (via Minderung der Prostaglandinsynthese) Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA.

Reiskeimöl

Reiskeimöl enthält Gamma-Oryzanol. Daher wird Reiskeimöl eine muskelaufbauende Wirkung zugeschrieben. In der Vergangenheit stand es auf der Dopingliste der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, inzwischen ist es allerdings wieder ADMR-konform. In Studien an Sportpferden senkte es den Laktatgehalt im Blut nach Belastung, die Kreatinkinase-Aktivität nach dem Training und scheint somit potenziell in der Lage zu sein, trainingsbedingten Muskelschäden entgegenzuwirken.

Weitere Ölsorten

Weizen(keim)öl, Reiskeimöl, Erdnussöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl, Baumwollöl, Sojaölenthalten unterschiedliche Mengen an langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wobei die Omega-6-Fettsäuren den Großteil ausmachen und die Menge an Omega-3-Fettsäuren im Bereich von 5 – 10 % zu erwarten ist. Um die positiven Effekte der Omega-3-Fettsäuren zusätzlich zur reinen Energieaufwertung der Fütterung zu nutzen, eignen sich besonders Omega-3-reichere Öle wie Lein- oder Fischöl, oder zumindest eine Kombination aus Omega-3- und Omega-6-fettsäurereichen Ölen. Gehen die Pferde viel auf die Weide, enthält das Grünfutter bereits nicht unerhebliche Mengen an Omega-3-Fettsäuren, was die Bedeutung von Weidegang für Gesundheit und Wohlbefinden der Pferde auch im Hinblick auf die Versorgung mit diesen essenziellen Fettsäuren unterstreicht.

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Literaturverzeichnis
Coenen M, Vervuert I. (2020). Pferdefütterung. 6. Aufl. Stuttgart: Georg Thieme Verlag;.
Eilmans I, (1991). Fettverdauung beim Pferd sowie die Folgen einer marginalen Fettversorgung 
Garrick MW. (2019), a comparison of rice bran oil and corn oil in the equine diet. Middle Tennessee State University
Landes E, Meyer H. (1998). Influence of fat on feed intake and microbial activity in the stomach and small intestine in the horse. Pferdeheilkunde – Equine Medicine,  14; 1; S 51-58.
Monteverde V, Congiu F, Vazzana F, Dara S, Di Pietro S, Piccione G. (2017). Serum lipid profile modification related to polyunsaturated fatty acid supplementation in thoroughbred horses. Journal of Applied Animal Research. 45:1, 615-618, DOI: 10.1080/09712119.2016.1251439