Wassertränken für Pferde - So tränken Sie Pferdegerecht

3 Pferde trinken aus einer Tränke
Bildquelle: Christiane Slawik

Um beurteilen zu können, ob die eigene Tränkwasserversorgung pferdegerecht ist, lohnt sich ein Blick in die „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, kurz BMEL). Pferdegerecht heißt, dass Wasser grundsätzlich – unabhängig von Haltungsform und Jahreszeit – ständig zur Verfügung stehen muss. Dies setzt voraus, dass die vorhandenen Tränken funktionsfähig und eventuell frostgeschützt sind. Für Weidepferde konnte gemessen werden, dass unter winterlichen Witterungsbedingungen bei noch erhaltener Grasaufnahme im Durchschnitt 3-mal täglich Wasser aufgenommen wurde. Daher erlauben auch die Leitlinien in Ausnahmefällen die rationierte, 3-mal tägliche Tränkung, bis die Tiere keinen Durst mehr zeigen. Schnee stellt dabei keinen adäquaten Ersatz für Tränkwasser dar.

Pferde gehören zu den sog. Saugtrinkern. Dabei saugen sie das Wasser in ihre Backen und schlucken es dann ab. Wenn man Pferde beim Saufen beobachtet, fällt auf, dass sie dabei ihre Zunge leicht heraushängen lassen. Das hat einen Grund: Damit testen sie unter anderem Temperatur und Geschmack.

Tränktechnik

Beim Bau einer pferdegerechten Tränke gilt es einiges zu beachten. In der Natur trinken Pferde in Gesellschaft und mit gesenkter Kopf-Hals-Haltung. Für eine natürliche Kopf-Hals-Haltung beim Trinken sollte der Wasserspiegel der Tränken in Höhe von 0,3 x bis 0,4 x der Widerristhöhe, d. h. etwa in Höhe des Vorderfußwurzelgelenkes liegen. Tränken unterhalb des Standflächenniveaus sind nicht pferdegerecht.

Aufgrund von Verletzungsrisiken werden Tränken häufig etwas höher angebracht, um ein Hängenbleiben mit den Gliedmaßen oder die Verschmutzung durch Kot zu verhindern. Hersteller empfehlen eine Anbringung von Selbsttränken in Höhe des Buggelenkes.

Bei Selbsttränken sollten die Durchflussrate pro Minute und der Wasserdruck der Leitung so aufeinander abgestimmt sein, dass beim Trinken kein Sprudeln oder Spritzen die Pferde erschreckt. Bei 5 bar Wasserdruck können bis zu 20 l/min Durchflussrate erreicht werden. 8 l/min sollten es mindestens sein, sofern das Tränkebecken ein Volumen von < 2 Litern hat. Wie hoch die Durchflussrate der Tränke Ihres Pferdes ist, lässt sich (je nach Bauart) relativ einfach prüfen: Unter den meisten Selbsttränken kann man einen Eimer befestigen. Dann betätigt man für eine Minute den Mechanismus der Tränke und misst danach die Wassermenge im Eimer.

Neben schwimmergesteuerten Tränken werden häufig auch Druckventiltränken eingesetzt. Dabei müssen die Pferde mit dem Maul einen Druckschalter betätigen. Der zu überwindende Widerstand sollte möglichst nicht mehr als 600 – 700 g betragen. Die Durchflussmengen und die Funktionsfähigkeit sollten täglich kontrolliert werden. Um eine Tränke vor Verunreinigungen zu schützen, ist eine Anbringung weit entfernt vom Futterplatz sinnvoll.

Bei Boxenhaltung kann dies die vom Heufutterplatz gegenüberliegende Ecke sein.

Vorsicht ist geboten, wenn Pferde auf ein neues Tränkesystem umgestellt werden. Idealerweise können die Pferde die „Bedienung“ von Partnertieren erlernen. Alternativ muss die Funktionsweise den Tieren gezeigt und gegebenenfalls trainiert werden. In den Tagen der Umstellung ist eine zusätzliche Tränkung aus Eimern empfehlenswert.

Stehen die Pferde in Gruppen, reicht eine Selbsttränke zur Versorgung von 15 Tieren. Werden sogenannte lange Trogtränken verwendet, können mit einer Tränke 20 Pferde mit Wasser versorgt werden.

Häufige Fehler im Tränkemanagement

Rationierte Wassergabe

Kritisch zu sehen ist die rationierte Wassergabe besonders in den Wintermonaten mit begrenztem Auslauf. Auf den Paddocks wird zum Teil nur schwer verdauliches Stroh als Futter angeboten. Nehmen Pferde mehr als 1 kg pro 100 kg Körpergewicht an Stroh auf, kann es im Dickdarm der Pferde zur Verstopfung kommen. Dabei lagern sich insbesondere die nicht verdaulichen, kaum wasserbindenden Anteile des Strohs, das Lignin, als kleine feste Ballen ab und führen zu einer Verstopfung. Wenn bei erhöhtem Strohangebot der Zugang zu Tränkwasser fehlt, steigt das Risiko einer Verstopfungskolik rapide an. Lange Durstperioden werden auch mit der Entstehung von Magengeschwüren in Verbindung gebracht.

Auch Hitze und starkes Schwitzen können zur Eintrocknung des Dickdarmkotes führen und Koliken verursachen. Bei sommerlichen Temperaturen ändert sich das Trinkverhalten. Pferde auf der Weide trinken dann bis zu 2-mal pro Stunde.

Verunreinigte Tränken

Dreck in der Tränke oder im Wasserbottich kann auch ein Problem sein. Neben der Ablagerung von Keimen können sich auch wenig schmackhafte Algen oder ein zu hoher Eisengehalt des Wassers negativ auf die Wasserakzeptanz auswirken.

Ungeeignete Tränke

Zu kleine Volumina der Tränkebecken (< 2 Liter) behindern die Tiere bei einer schnellen und effektiven Wasseraufnahme. Besonders trinkfaule Pferde nehmen dann häufig nicht genügend Wasser auf. Bei alten Pferden oder Pferden mit Zahnproblemen sollte immer die Tränkung aus Eimern oder großen Gefäßen bevorzugt werden. Diese nutzen die Pferde, um ihre Maulhöhle zu spülen und Futterreste aus Zahnfächern wieder loszuwerden. Dies setzt jedoch voraus, dass die Pferde mindestens 10 cm ins Wasser eintauchen können.