Stress bei Pferden...unvermeidbar?

Unser „Bobby“ mit Nina Schultes, gemeinsam hochkonzentriert unterwegs, sie können einander vertrauen. Bildquelle: Saskia Kraft Tierfotografie

Stress wird überwiegend als negativ, krankmachend und belastend gesehen. Das ist im Falle von Langzeitstress bei Mensch und Pferd auch absolut berechtigt. Doch Stress ist zunächst nichts Negatives, im Gegenteil: Stress ermöglicht Mensch und Tier, sich an die Umgebung anzupassen. Ohne Stressempfinden würden wir möglicherweise gelassen auf einer dicht befahrenen Autobahn umherschlendern oder bei einem Zoobesuch mit dem Eisbär baden. Stress lässt uns, ohne nachzudenken, handeln, zum Beispiel blitzschnell auf die Bremse treten, wenn ein Kind vor´s Auto läuft.

Danach realisieren wir, was der soeben erlebte Schreck in unserem Körper angerichtet hat: der Herzschlag ist erhöht, wir zittern, bekommen evtl. einen Schweißausbruch bzw. feuchte Hände, dafür einen trockenen Mund, unser Magen meldet sich usw., doch nach relativ kurzer Zeit ist dieser Kurzzeitstress auch wieder überwunden. Was bleibt ist eine Erfahrung, z. B. erhöhte Aufmerksamkeit, die Anpassung ist geglückt.

Stress bei Hauspferden

Beim Pferd wird Stress häufig assoziiert, sozusagen die „Gesamtsituation“ als Stressauslöser im Gehirn abgespeichert. Für ein Wildpferd absolut ausreichend, es muss nur blitzschnell zwischen Kämpfen oder Fliehen entscheiden. Für unsere Hauspferde, die nicht mehr mit Beutetieren, sondern mit wesentlich komplexeren Stressoren konfrontiert werden und zudem nicht in einer funktionalen Herde mit einer klugen Leitstute leben, ist die „Fight or Flight“-Frage wesentlich schwieriger zu beantworten. Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Hauspferde in etlichen stressauslösenden Situationen gar nicht fliehen können, da sie entweder eingesperrt oder angebunden sind.

Einer der Klassiker ist der Transport. Transporte stressen je nach Erfahrung der Pferde immer, aber mitunter reicht ein unerwartetes, heftigeres Bremsen, eine für das Tempo zu enge Kurve, die ein Pferd dazu veranlassen, zukünftig bei jedem Transport in Stress zu geraten, zu scharren, ständig umzutreten und schweißnass auszusteigen. Oder auch erst gar nicht mehr in einen Hänger einzusteigen.

Zum Thema Stress haben wir bereits zwei Infoartikel abgefasst, in denen Sie sowohl ausführliche Infos über die im Stress ablaufenden körperlichen Reaktionen finden, als auch den Versuch, Stresserleben aus der Pferdeperspektive darzustellen. Lesen Sie "Gestresste Pferde verstehen" und "Stress beim Pferd richtig managen".

In diesem Artikel lesen Sie neben wissenschaftlichen Erkenntnissen auch einige persönliche Erfahrungen und stolpern deshalb öfters über die „Ich-Form“. Mein Name ist Dorothe Meyer und ich durfte in meinem Leben etlichen beeindruckenden Pferdeleuten und wunderbaren Pferden begegnen, die mich viel gelehrt haben. Nach fast sieben Jahrzehnten – in denen sich enorm viel gewandelt hat – und unzähligen gemachten Fehlern, lerne ich immer noch jeden Tag dazu.

Zunächst gehen wir der Frage nach, was unser Hauspferd vom Wildpferd unterscheidet, schauen dabei kurz auf die Gene und betrachten entscheidende Phasen im Leben unserer Hauspferde, die – sofern hier etwas schiefläuft – möglicherweise wirklich verheerenden Langzeitstress verursachen und für das weitere Pferdeleben eine riesengroße Hypothek aufbauen können. Wir werden auch ein wenig „gendern“ und genauer hinschauen ob, und wenn wie viel, wahre Erkenntnis in dem tiefen Seufzer „typisch Stute“ zu finden ist.

Betrachten wir die Liste der Lebensphasen, so fällt sofort auf, wie unterschiedlich das Leben unserer Hauspferde zu dem eines Wildpferdes ist. Auf der einen Seite das Wildpferdeleben im funktionalen Sozialverband, inklusive freier Bewegung und freien Entscheidungen, dafür immanente Lebensgefahr durch Beutejäger, jahreszeitlich eingeschränktes Futterangebot, Suche nach Trinkwasser, Hitze- und Kältestress und vieles andere mehr.

Auf der anderen Seite ein Hauspferdeleben in Komfort und Bequemlichkeit der menschlichen Obhut, ohne Raubtiere bei gesichertem Futterangebot, Rundumbetreuung, meist, zumindest im Sommer, Koppelgang, aus Sicherheitsgründen allerdings oft mehr oder weniger eingeschränkter Sozialkontakt, der zudem keineswegs immer funktional ist. Ist das nun ein guter oder ein schlechter Tausch für unsere Pferde?

Kritische Lebensphasen eines Pferdes:

  • Absetzen, die (zu) frühe, unfreiwillige Trennung von der Mutter
  • Aufstallen, Anreiten, Shows, Leistungsprüfungen und Auktionen
  • Transporte
  • Training, Ausbildung
  • Das erste Turnier
  • Stallumzug und Besitzer- /Reiterwechsel
  • Krankheit, Klinikaufenthalt, Boxenruhe
  • Verluste

Gentests und ihre Aussagekraft über Verhalten und Stressempfindlichkeit

Ob Wildpferd oder Hauspferd, alle Pferde dieser Welt haben in Bezug auf ihre Gene eine Übereinstimmung von über 97% (persönliche Mitteilung von Prof. Daniel Rubenstein, PhD Princeton University). Wenig überraschend, denn die meisten Wildpferde sind gar keine wirklichen Wildpferde, sondern verwilderte Hauspferde. Im Laufe der Geschichte hat der Mensch auch aus Wildpferden Pferde für seine Zucht ausgewählt, deren natürliche Eigenschaften ihm am geeignetsten erschienen. Diese Übereinstimmung ist ein klarer Hinweis, dass wir das Verhalten von Wildpferden durchaus 1:1 auf unsere Hauspferde übertragen können. Die Zucht durch den Menschen begünstigt bei allen Haustieren normalerweise primär die typischen Haustiereigenschaften wie Freundlichkeit, Neugier, Verspieltheit und Gefallenwollen (kindliche Verhaltensweisen), denn diese Eigenschaften erleichtern uns Menschen die Haltung und den Umgang (Nutzung/Arbeit) mit unseren Vierbeinern.

Auch die Gemeinschaft mit seinen Pferden soll für den Menschen möglichst einfach und ungefährlich sein. Die Zucht auf Hochleistung geht jedoch häufig in eine andere Richtung, denn dabei wird primär auf Talent, Entschlossenheit, Mut, Wachsamkeit und Sensibilität selektiert. Der respekteinflößende Oxer soll in erster Linie nicht neugierig untersucht und mit Freude spielerisch demontiert werden, sondern mutig, vorsichtig und entschlossen gesprungen werden! Das Dressurpferd wiederum muss über drei hervorragende Grundgangarten verfügen und mit größter Aufmerksamkeit auf minimalste Reiterhilfen reagieren. Jede Disziplin hat eigene Anforderungen an ihre Topathleten. Studien geben Aufschluss darüber, dass die Genetik beim Pferd nicht nur die Farben, Muskelfasern etc., sondern auch das Temperament beeinflusst. Man fand heraus, dass Pferde, die homozygot für das G-Allel (G/G-Variante eines Gens auf einem Chromosom) sind, eine höhere Neugier (Bereitschaft, Unbekanntes zu untersuchen, anstatt die Flucht zu ergreifen) aufweisen und dabei deutlich geringere Vorsicht/Wachsamkeit zeigen, während Pferde mit einem oder zwei A-Allelen (A/A/ und G/A) umgekehrt eine wesentlich geringere Neugier bei deutlich erhöhter Aufmerksamkeit/Wachsamkeit aufweisen.

Pferde mit hoher Neugier akzeptieren Veränderungen naturgemäß wesentlich leichter als Pferde mit hoher Wachsamkeit, die bereits bei kleinsten Anlässen in höchste Alarmbereitschaft versetzt werden. Höchste Alarmbereitschaft und Stress blockieren gleichzeitig den Lernvorgang, nicht nur beim Pferd, sondern bei jedem Säugetier. Man könnte durchaus selektiv nur ruhige, gelassene, mutige Pferde mit großer Neugier und geringer Wachsamkeit züchten. Doch meist sind insbesondere die Pferde, die gezielt für bestimmte Sportdisziplinen gezüchtet werden, hochsensible/ wachsame Pferde. Jeder Züchter versucht ein Hochleistungspferd und Seriensieger zu züchten, auch wenn dies nur in den seltensten Fällen gelingt und die meisten Pferde Freizeitpferde werden. Es liegt dann an uns Freizeitreitern, diese hochsensiblen, wachsamen Pferde mit den A/A/ und G/A-Genen zu verstehen und ihren Stress zu minimieren. Ihre erhöhte Aufmerksamkeit und Alarmbereitschaft liegt in ihren Genen und sind kein übler Charakter. Da die Persönlichkeit eines Pferdes aber nicht nur angeboren, sondern zu einem großen Teil durch erlerntes Verhalten bestimmt wird, sind nicht nur die Gene, sondern auch die Erfahrungen eines Pferdes in den ersten Lebensjahren entscheidend für die spätere Persönlichkeit und die individuelle Stressempfindlichkeit. Ob das nun eine gute Nachricht ist oder eher nicht, versuchen wir uns zunächst ganz sachlich und wertfrei anzuschauen.

Absetzen, der erste tiefe Einschnitt im Leben

War das Leben mit Mama in der Mutterstutenherde wohlbehütet und überwiegend lustig, kommt mit dem Herbst bei unseren Hauspferden die Zeit der Trennung. Nicht die körperliche und mentale Reife der Fohlen, das Kalenderdatum bestimmt den Zeitpunkt. Beim Verlassen einer Wildpferdeherde wäre ein Fohlen wesentlich älter (einjährig und meist sogar älter) und würde seinen Platz in einer funktionalen Herde mit Hengst und Pferden unterschiedlichen Geschlechtes und Alter perfekt kennengelernt haben. Kurzum optimal sozialisiert sein.

In unserer Hauspferdezucht kommen im Aufzuchtbetrieb 4-7 Monate alte Fohlen aus unterschiedlichsten Zuchtbetrieben mit unterschiedlichsten sozialen Prägungen zusammen und müssen irgendwie damit klarkommen, viel zu früh die Mutter und die anderen vertrauten Pferde zu verlieren, evtl. als Einzelfohlen vom Hobbyzüchter schlagartig lernen in einer Gruppe zu leben und alle haben nur eines wirklich gemeinsam: extremen Stress, Angst, mitunter sogar Panik. In der Vergangenheit konzentrierte sich die Forschung in der Regel ausschließlich auf kurzfristige Stressreaktionen der Fohlen in der ersten Woche nach dem Absetzen. Eine neuere wissenschaftliche Untersuchung (Delank et al. 2023) erstreckt sich erstmalig über einen Zeitraum von drei Wochen und gibt Auskunft über Langzeitstress. Neben den bereits bekannten und für Angst und Stress typischen Verhaltensänderungen ergab diese Studie einen über Wochen dramatisch erhöhten Spiegel des (Langzeit-) Stresshormons Cortisol bei Absetzfohlen. Laut dieser Studie muss der Mensch mit einer deutlich längeren Übergangszeit als die drei Wochen des Untersuchungszeitraums rechnen, bevor sich die Absetzfohlen wieder „normalisieren“ und ihren Langzeitstress überwinden. Wie lange? Das kann (noch) niemand sagen, fest steht laut dieser Studie lediglich, dass drei Wochen keineswegs ausreichend sind. Zu beobachten war weiterhin, dass die Fohlen nach dem Absetzen viel mehr Zeit im Stehen verbrachten als zuvor. Sie verbrachten viel weniger Zeit im Liegen als vor dem Absetzen und waren gleichzeitig allgemein weniger aktiv.

Die Cortisolkonzentrationen in den Kotproben – die das Stressniveau von 24 Stunden zuvor aufzeigen – zeigten, dass die Fohlen eine enorme Stressreaktion auf das Absetzen zeigten. Am Tag der Entwöhnung waren die Cortisolkonzentrationen der Fohlen etwa doppelt so hoch wie zwei Tage vor der Entwöhnung. Diese Werte stiegen in der ersten Woche sogar noch weiter an und fielen erst im Laufe des Untersuchungszeitraums langsam ab. Die meisten Fohlen erreichten in den ersten drei Wochen nach dem Absetzen allerdings immer noch nicht ihre Cortisolwerte von vor dem Absetzen.

„Es ist nicht möglich, das Absetzen ohne Stress für das Fohlen zu bewerkstelligen.“

lautet das Fazit von Delank. Die Wahrscheinlichkeit für Fohlen in diesem Langzeitstress massive Magenerkrankungen zu bekommen oder auch Stereotypien, wie Koppen und Weben zu entwickeln, ist extrem hoch, wie die Praxis auch bestätigt. Interessanterweise wurde diese Studie in einem Landgestüt gemacht, das die Absetzer gemeinsam mit erfahrenen, älteren Pferden hält, um den Fohlen Führung und Leitung zu schenken und Stress zu minimieren! Wie groß mag die Belastung in den vielen Absetzergruppen sein, die diese Führung nicht haben? Wir wissen es (noch) nicht.

Aufstallen, Hengstvorbereitung und Anreiten

Auch das Datum für das Verlassen der Aufzuchtherde bestimmt der Mensch. Spätestens wenn die Jungpferde dreijährig sind, kommt der Tag, an dem das Leben in der Aufzuchtherde vorbei ist. Möglicherweise geht es sogar ganz allein in einen Transporter und das junge Pferd verliert erneut die Freunde und kommt vom Laufstall und/oder den großen Koppeln des Aufzuchtbetriebes nicht selten in eine Einzelbox mit geschlossenen Gittern. Einschränkung der Bewegung und der Sozialkontakte, Änderung der Fütterung und des gesamten Managements im Stall sind nur einige der Stressoren mit denen unser Jungpferd von heute auf morgen plötzlich konfrontiert wird.

Einige wichtige Grundbedürfnisse des Pferdes, die wir nicht vergessen sollten:

  • Zentrales Grundbedürfnis der Pferde ist das Gefühl von Sicherheit
  • Pferde sind extrem soziale Wesen und müssen ihr Sozialverhalten ausleben
  • Pferde sind überaus kommunikativ und wollen kooperieren
  • Pferde wollen eigene Entscheidungen treffen
  • Pferde brauchen ausreichend Bewegung
  • Zudem täglich genügend Zeit für selbstbestimmte Bewegung mit Freunden
  • Artgerechte Fütterung und Befriedigung des Kaubedürfnisses
  • Plätze zum Wälzen, Liegen und Schlafen (REM-Schlaf)
  • Anregung für die Sinnesorgane (insbesondere Geruchs- und Tastsinn)
  • Förderung der natürlichen Neugier
  • Abwesenheit von Schmerzen

Pferde passen sich an (fast) alles an

Nachfolgend, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst, begebe ich mich „auf schwieriges Terrain“. Den Ruf nach einem Verbot des Reitsportes haben wir alle schon gehört, gleichzeitig wissen wir, dass es – unabhängig von der Disziplin – viele hervorragende Pferdeleute gibt. Und wir wissen insbesondere auch, dass speziell das Pferd ein extrem anpassungsfähiges Lebewesen ist. Beweis für diese Anpassungsfähigkeit ist, dass etliche Wildpferdeherden eine ganz eigene Kultur entwickeln, getreu dem Motto: „in unserer Herde machen wir das so“. Ethologen können eingefangene Mustangs mitunter sofort einer Herde zuordnen. Wildpferde treffen je nach Situation Entscheidungen und ändern entsprechend ihr Verhalten. Außerdem gibt es keine Einheitsgröße für alle, da Pferde unterschiedliche Temperamente haben. Da der Zusammenhalt für das Überleben der Herde entscheidend ist, finden Wildpferde Wege, diese individuellen Unterschiede in kollektives Handeln zu überführen, was ihnen ermöglicht, sich an veränderte Umstände anzupassen. Diese Flexibilität hat sich der Mensch bereits seit der Domestizierung zunutze gemacht und auch wir können bei unseren Hauspferden darauf zurückgreifen.

Pferde passen sich an (fast) alles an, es liegt an uns Menschen, ob diese Anpassung positiv erfolgt oder Langzeitstress und Leiden mit sich bringt.

Es geht mir bei diesem Artikel in erster Linie darum, unser Beobachtungsvermögen und Mitgefühl wachzurütteln und die (nötige) riesige Anpassungsleistung der Pferde besser sichtbar zu machen, um kritische Phasen im Leben eines Pferdes oder auch den täglichen Umgang/das Training nicht in Langzeitstress münden zu lassen.

Plötzlich allein in eine Box eingesperrt zu sein, empfindet unser Jungpferd bestimmt nicht als Inbegriff der Sicherheit, im Gegenteil: die Wände machen, so erkennt es schnell, eine Flucht unmöglich.

Und wie sieht es mit dem Sozialverhalten aus? Der Kontakt zum Nachbarn ist meist durch Gitter beschränkt und rudimentär. Von wegen social grooming...nicht einmal eine artspezifische Pferdebegrüßung ist durch die Gitter möglich. Ob das gut (verringerte Verletzungsgefahr) oder schlecht ist (Langzeitstress), kann und soll auch an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Es geht zunächst nur darum, die Grundbedürfnisse mit der Realität des Aufstallens eines jungen Pferdes, z. B. zur Hengstvorbereitung, einer Auktion oder im Berittstall, zu vergleichen. Das gibt uns vielleicht eine Idee davon, wie stark die Grundbedürfnisse unserer Pferde von extern gesteuert und damit auch beeinträchtigt werden. Und es geht darum, eine bessere Vorstellung von dem Ausmaß an Stress, den junge Pferde (wie auch ältere Pferde bei einem Besitzer- und Stallwechsel, Klinikaufenthalt usw.) notgedrungen erleben müssen, zu bekommen. Damit sind wir schon beim wichtigsten aller Punkte: Unserer Empathie!

Pferde sind keine großen Denker, aber gute Beobachter und (mit-) fühlende Wesen!

Schauen wir uns ganz einfach mal an, was auf unser junges Pferd im Berittstall so zukommt und stellen uns die ehrliche Frage, ob uns selbst (als Pferd) das Stress bereiten würde oder nicht. Bisher spielte unser Jungpferd mit (selbst ausgewählten!) Freunden auf der Koppel bzw. im Laufstall, traf eigene Entscheidungen (ob Spielen, Fellkraulen, Fressen oder einfach gemeinsam chillen), hatte rund um die Uhr freien Zugang zu Heu oder Gras, Platz genug zum Wälzen (was es bestimmt zehnmal am Tag tat) und zum Liegen mit Freunden. Beim Umzug in den Stall sind plötzlich alle Freunde weg, es gibt vielleicht nur noch zwei Mahlzeiten Heu am Tag, die Box erlaubt weder Berührung mit anderen Pferden noch eigene Entscheidungen zu treffen und lädt auch nicht zum Wälzen ein. Unser junges Pferd muss diese Umstellung verkraften und zudem menschliche Kommandos verstehen lernen. Es muss lernen, zum Putzen angebunden stehen zu bleiben, sich satteln und trensen zu lassen, an der Longe im Kreis zu laufen (was in der Natur kein Pferd machen würde und was seine Balance extrem herausfordert) und das in der Regel noch ausgebunden mit einem möglicherweise schmerzendem Metallteil im Maul und einem Nasenriemen, der die Atmung behindert und Druck auf die extrem gut innervierte, sensible Maul/Nasenpartie ausübt.

Unser Pferd lernt weiterhin den Reiter zu tragen, zunächst an der Longe und dann frei, lernt in der Halle (meist ganz allein ohne andere Pferde!) die Hilfengebung des Reiters kennen, die für unser Pferd zunächst naturbedingt enorm verwirrend ist. Bekommt es Druck mit beiden Schenkeln, bleibt unser junges Pferd zunächst instinktiv stehen. Ein Antippen mit der Gerte schickt es dann nach vorne, doch falls es schneller als gewünscht vorwärts geht, signalisiert das Gebiss im Maul schmerzhaft „Stop“. Sie wundern sich jetzt beim Lesen, dass beim Anreiten junger Pferde nicht mehr passiert, sondern dass im Gegenteil die meisten Pferde im Profiberitt innerhalb weniger Wochen bereits genügend weit ausgebildet sind, um erste Prüfungen (z. B. Stuten- oder Hengstleistungsprüfungen) gehen zu können? Das Wunder ist schnell erklärt: Pferde sind eben tatsächlich extrem adaptive, soziale, sanfte, gutwillige, kooperative Wesen, die uns gefallen wollen.

Sie erlauben, dass ich nun einen persönlichen Blick zurückwerfe und für Sie die Frage stelle, wie haben wir vor mehr als 50 Jahren junge Pferde angeritten? Vor 50 Jahren war der Begriff Stress noch unbekannt. Unsere Jungpferde lebten, wie überall, getrennt nach Geschlechtern in Herden und wurden zum Anreiten zunächst nur stundenweise in sehr großen Boxen aufgestallt und an Putzen, Sattel, Zaumzeug und das Gewicht des Reiters auf dem Rücken gewöhnt. Alles frei, kein Pferd wurde angebunden. Die Pferde konnten entscheiden und ausweichen, wenn ihnen irgendetwas unangenehm war oder gefährlich erschien und wir bemühten uns, ihre Neugier zu wecken und zu erhalten, uns interessant zu machen und somit ihre Wahl zu erleichtern. Sobald alle Pferde beim Putzen, Satteln, Aufsitzen gelassen blieben (was in der Regel in wenigen Tagen/Wochen der Fall war), gingen die Türen der Boxen (wie zum Gang auf die Weide) auf. Nur dieses Mal folgten sie nicht dem Menschen auf die Weide, sondern die Gruppe roher Jungpferde folgte einem Führpferd (einem älteren erfahrenen Hengst) und die Youngster gingen, ohne zuvor auch nur einziges Mal longiert worden zu sein, in ihrer Herdengemeinschaft mit uns leicht sitzenden, gut ausbalancierten Reitern auf dem Rücken am langen Zügel in´s Gelände. Die jungen Pferde hatten auch Stress, aber positiven (Kurzzeit-)Stress, empfanden das sichtlich als interessantes Abenteuer, das sie gemeinsam in der Gruppe unter Führung des Althengstes bestanden. Die Reiterhilfen lernten sie beim Folgen des Führpferdes von ganz allein, der Althengst signalisierte ihnen Ruhe und Sicherheit unter dem Reiter und Freude am gemeinsamen Spaziergang. Falls Sie jetzt denken, die Pferde haben so das Kleben gelernt, muss ich Sie enttäuschen. Schnell waren sie bei ganz leichter Hilfengebung (in erster Linie nur leichte Gewichtsverlagerung) problemlos zu reiten. Reiten war, diesen Eindruck habe ich aus meinen Erfahrungen gewonnen, bei diesen Pferden ausschließlich positiv verankert. Es gab bei fast jedem Ausritt ein neues Abenteuer: Kleine Gräben und natürliche Hindernisse wie Baumstämme wurden gesprungen, man ritt in einen Fluss oder See, mitunter wurde ein unaufmerksamer Reiter mit Sattelzeug gebadet, weil er sein im Wasser fröhlich mit den Hufen plantschendes Pferd nicht schnell genug am Hinlegen hinderte. Mit den Junghengsten hatten wir nie Probleme, bei den jungen Stuten gab es vereinzelt kleinere Probleme, in erster Linie dann, wenn wir Freundschaften zu wenig beachteten und die beste Freundin einer Jungstute nicht mit in die Gruppe nahmen (weil sie z. B. noch zu unreif erschien, verletzt war o. ä.). Insgesamt war die Freude am Abenteuer bei den Jungstuten aber tatsächlich nicht immer ganz so ausgeprägt wie bei den Junghengsten.

Auch beim Militär wurden die jungen Pferde über Jahre hinweg ausschließlich in der Gruppe geritten. Und schon damals gab es interessanterweise Hilfsmittel, wie den heute auch in der Jungpferdeausbildung häufig zu sehenden Schlaufzügel, erzählte mir Reitmeister Günther Festerling. Doch meinte ein Reiter einen Schlaufzügel zu benötigen, so musste er persönlich beim Kommandanten vorstellig werden und sein Gesuch gut genug begründen. Gelang ihm das, was berichtlich eher selten der Fall gewesen sein soll, so erhielt er diesen Schlaufzügel für maximal 3 Tage und hatte zudem schriftlich Bericht zu erstatten.

Das erste Turnier

Ihr Jungpferd ist angeritten, ein zufriedenes, dem Menschen zugewandtes, offenes und neugieriges Pferd, darf sich jeden Tag auch noch frei mit Freunden auf der Koppel bewegen. Sie selbst haben ein wunderbares, vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Pferd, das sich gerne und leicht reiten lässt und nun kommt der Tag des ersten Turniers. Sie haben vorher noch Verladen geübt, auch das ging problemlos. Besser kann man nicht vorbereitet sein und insbesondere wenn Ihr Pferd Hengst oder Wallach ist und Sie noch mit einem anderen Pferd gemeinsam fahren können, wird das erste Turnier vermutlich ein unspektakulärer Ausflug werden. Ihr Pferd hatte zwar mit Sicherheit Stress, denn jeder Transport ist für Pferde bereits Stress und jede fremde Umgebung auch, aber es hat viel Neues gelernt und konnte sich im Sinne der positiven Stresswirkung anpassen.

Insbesondere wenn Ihr Pferd die A/A-Allelen trägt oder eine Stute ist, könnte dieser Tag allerdings auch ganz anders verlaufen. Aus irgendeinem Grund – der sich Ihnen komplett verschließt – will Ihre Stute morgens schon gar nicht in den Hänger. Endlich ist sie drin, Sie fahren los und hören bis auf den Turnierplatz Ihre Stute immer wieder herzzerreißend wiehern und das Stampfen, Scharren und Ausschlagen Ihrer Stute macht Ihnen zunehmend größere Sorgen. Angekommen holen Sie Ihre schweißtriefende Stute vom Hänger, wollen die mit hocherhobenem Kopf neben Ihnen tänzelnde junge Dame trocken führen. Diese zeigt mit ihrem Ohrenspiel, aufgerissenen Augen, weiten Nüstern, fester Maulpartie, sowie extrem angespannter Muskulatur, dass sie richtig gestresst ist. Grasen? Uninteressant! Heu/Hafer/Wasser? Uninteressant. Sie selbst machen auch keine Ausnahme, Ihre Stute ist nicht zu beruhigen und Sie beschließen, das Turnier zu canceln und heimzufahren. Zuhause angekommen, ist Ihre Stute schlagartig ruhig. Erschöpft, aber ruhig. Wie ist das zu verstehen? Stuten allgemein und manche (leider?) ganz besonders sehen die Welt tatsächlich etwas anders als Hengste oder Wallache. Für manche Stuten ist die Herde, die beste Freundin nicht nur wichtig, sondern Mittelpunkt ihrer Existenz. In der Herde sorgen Stuten für die Sicherheit,  bestimmen wann und wo gegessen und getrunken wird und pflegen sehr enge Sozialkontakte. Stuten sind also keineswegs zickig, sie sehen lediglich die Welt anders, weil ihre natürlichen Aufgaben andere sind. Es liegt an Ihnen, sie zu verstehen und ihrem persönlichen Stress mit Empathie zu begegnen. Manche Stuten möchten bei der Boxenhaltung auch am liebsten alle anderen Pferde im Blick haben, beobachten Sie Ihre Stute und ihr Sicherheitsbedürfnis. Insbesondere in ungewohnten Situationen, wie einem Turnier, empfehle ich Ihnen viel mit Ihrer Stute zu sprechen und kraulen Sie sie immer wieder an Widerrist, Schulter und Mähnenkamm. Nehmen Sie sich Zeit gemeinsam tief und ruhig zu atmen (lachen Sie nicht, probieren Sie es aus, es funktioniert). Kurzum: Übernehmen Sie den Part der besten Freundin schon zuhause und fahren erst dann auf ein Turnier, wenn Sie auch Ihrer Stute in jeder Situation ausreichend Sicherheit bieten können. Beachten Sie auch, dass manche Stuten ganz anders als Wallache oder Hengste auf Anforderungen reagieren. Sie entscheiden sehr schnell, ob eine Tätigkeit (für sie, bzw. die Herde oder ihre Nachzucht) sinnvoll ist oder in ihren Augen nur unnötige Ressourcenverschwendung darstellt. Und dann sind Sie gefordert, Ihre Stute zu motivieren.

Offenstall, die ideale Alternative zur Boxenhaltung? Wie leben und was lernen Pferde in einer funktionalen Gemeinschaft?

Das Leben unserer Hauspferde unterscheidet sich vom ersten Lebenstag an gewaltig von dem eines Wildpferdes. Eine Wildpferdestute separiert sich, meist begleitet von der besten Freundin, von der Herde, gebärt ihr Fohlen im Stehen und legt es meist auf einer kleinen Erhebung ab. Die anderen Herdenmitglieder sind zwar freudig neugierig, halten jedoch respektvoll Abstand, bis die Mutter den anderen Herdenmitgliedern und dem Hengst erlaubt, das neue Familienmitglied zu begrüßen. Unterricht in Pferdeetikette erfolgt vom ersten Lebenstag an:

Wildpferde lernen im ersten Lebensjahr:

  • Die höfliche Begrüßung bestehend aus Augenkontakt, Geruchsaufnahme und Berührung
  • Weichen und den Platz in der Herde finden (mein Raum – Dein Raum)
  • Körpersprache und Sozialverhalten mit Pferden unterschiedlichen Alters und Geschlechtes
  • Ständig Informationen einzuholen und zu verarbeiten (via Geruch, Tastsinn, Gehör)

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass unser Hauspferd mit drei Jahren jemals in einer gemischtgeschlechtlichen Herde mit (teilweise sogar mehreren) Hengsten war und fraglich, ob es über die ersten Lebensmonate schrittweise Pferde unterschiedlichen Alters kennengelernt hat. Es ist auch keineswegs sicher, dass es überhaupt jemals die Grundlagen von Pferdeetikette, wie beispielsweise eine höfliche Begrüßung, beigebracht bekommen hat.

Da das Verhalten bei Pferden zum großen Teil erlernt ist, unser junges Pferd aber nur eingeschränkte Erfahrung und eventuell sogar eine mehr oder weniger mangelhafte Sozialisierung durch die Mutter hatte (keineswegs alle unserer Mutterstuten sind funktional kompetent), können Sie sich vorstellen, welchen Stress ein junges Pferd mit vielleicht zusätzlich noch A/A- oder G/A- Allelen in einer gemischten Offenstallherde bekommt. Denn auch der beste Offenstall ist, machen wir uns nichts vor, keine solch funktionale Herdengemeinschaft wie eine Wildpferdeherde. Insbesondere bei verknappten Ressourcen wie Futter und Platz, ist die Gemeinschaft weit entfernt von einer friedlichen, funktionalen Herde, deren Mitglieder freundlich kooperieren, sich gegenseitig unterstützen und alle gemeinsam gelassen der klugen Führung einer erfahrenen, souveränen Leitstute vertrauen können. Die Gemeinschaftshaltung ist jedoch zweifelsohne wesentlich artgerechter, als die Boxenhaltung. Untersuchungen ergaben allerdings, dass das Fressverhalten im Offenstall ähnlich beeinträchtigt ist, wie in der Boxenhaltung. Besser sieht es bei der Fortbewegung aus.

In naturnaher Umgebung (z.B. Camargue-Pferde) legen Pferde bei der Futtersuche täglich zwischen 6 und 12 km zurück. Die Fortbewegung auf der Weide beträgt 2.200 bis 3.500 m pro Tag. Im Gruppenlaufstall werden täglich noch durchschnittlich 1.800 m zurückgelegt, in der Einzelbox ist die Fortbewegung sogar auf 173 m (!!) reduziert. Beträgt die mittlere Schrittlänge auf der Weide im Mittel 0,8 m, so ist sie in der Einzelbox auf 0,3 m reduziert. Auf der Weide erfolgen die Schritte in der Regel geradeaus. Für das Geradeausgehen bleiben in der Einzelbox gerade noch 14 %, gegenüber 41 % seitlichen und 45 % drehenden Tritten übrig (Frentzen, 1994). Somit kann beim Aufenthalt in der Einzelbox von der erforderlichen arttypischen Fortbewegung definitiv nicht die Rede sein. Auch wenn zum Zeitpunkt der Studie die Boxen in der Regel noch deutlich kleiner waren als das heute üblich ist, die Zahlen erschrecken.

Ein Pferd, das gesund bleiben und vom Besitzer bei einer einigermaßen zufriedenstellenden Kondition (Body Condition Score) gehalten werden soll, muss deshalb täglich zwei bis drei Stunden bewegt werden. Zwei Drittel der Zeit sollte dabei auf Schrittarbeit entfallen (am besten möglichst ohne das Pferd dabei mit dem Zügel beim Schreiten zu stören). Ferner ist auch die freie Bewegung wichtig. Neben dem Fortbewegungsverhalten weicht auch das Nahrungsaufnahmeverhalten weit vom natürlichen Verhalten ab. Freilebende Camargue-Pferde fressen 60 % des Tages, während bei Boxenhaltung auf Späne und rationierter Heufütterung nur noch 16 % der Zeit für das Fressen genutzt werden können. Der Anteil der reinen Stehzeit erhöht sich von 20 % bei freilebenden Pferden auf 68 % bei rationierter Raufutterfütterung und Boxenhaltung (Kiley-Worthington, 1989). Hier besteht auch bei der Gruppenhaltung unter den Bedingungen der Auslaufhaltung laut Studien interessanterweise kein großer Unterschied. Auch bei diesem Haltungssystem mit der Möglichkeit für die Pferde, sich mehr zu bewegen, entspricht die prozentuale Verteilung der Verhaltenselemente Fressen und Dösen (Stehen) tatsächlich überraschenderweise eher der von Pferden in Boxenhaltung (Rischbieter, 2001).

Der Mensch, der Schlüssel zur Stressreduktion

Die meisten Menschen machen sich sehr viele Gedanken, wie sie zum Wohlbefinden ihres Pferdes beitragen können. Die zunehmende Anzahl an alternativen Trainingsmethoden und Tierkommunikatoren beweist, dass beim Menschen großer Bedarf besteht, mit Pferden artgerecht zu kommunizieren, kooperativ zusammenzuarbeiten, Stress oder gar Angst möglichst auszuschalten. Mensch und Pferd haben Gemeinsamkeiten, beide sind soziale Wesen, die Gesellschaft brauchen und beide haben das Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen. Evolutionär bedingt ist der Mensch jedoch Jäger und Sammler, das Pferd Beute-/Fluchttier. Stresssituationen sind im Zusammenleben der beiden Spezies also völlig normal und betreffen sogar auch Gemeinsamkeiten, wie das Sicherheitsbedürfnis. Ein flüchtendes Pferd kann für den Menschen extrem gefährlich werden.

Der Mensch ist also gut beraten, dem Pferd so viel Sicherheit zu bieten, dass der natürliche Fluchtinstinkt durch die Anwesenheit des Menschen möglichst ausgeschaltet wird, da das Pferd den Menschen als Garanten für seine Sicherheit verinnerlicht hat. Wildpferde haben dafür ihre Leitstute. Zwar wird Ihr Pferd in Ihnen nie die Leitstute sehen, dennoch können Sie ihm das Gefühl der Sicherheit vermitteln. Manche Stuten sind deutlich wachsamer als Wallache oder Hengste. Es kann durchaus sein, dass Ihre Stute zeitlebens die Frage stellt, ob Sie überhaupt ausreichende Qualitäten als „Sicherheitsbeauftragte:r“ haben. Fakt ist, und das hat jedes Pferd schnell erkannt: Ihr Sehvermögen ist schlechter, sie riechen im Vergleich zu Ihrem Pferd mehr als nur lausig, Ihr Gehör und auch Ihr Tastsinn sind nicht annähernd so gut, kurzum, die Zweifel sind keineswegs unbegründet. Damit gilt es umzugehen. Nur wie? Die meisten Pferdemenschen haben Reitlehrer/Ausbilder/Trainer, um von deren Erfahrungen zu lernen. Wie in jedem Beruf gibt es hier ganz großartige Pferdeleute (Horsemen), für die nur das Pferd im Mittelpunkt steht, andere haben vielleicht primär pekuniäre Interessen, wieder andere sind eher der Typ „Guru“. Sie kennen den Spruch „das Verrückte am Leben ist, dass man es vorwärts lebt und rückwärts versteht“?

Egal für welche Person oder Methode Sie sich entscheiden, jedes Pferd hat seine eigene Persönlichkeit und Sie als Besitzerin und Besitzer sind allein für das Wohlbefinden Ihres Pferdes verantwortlich. Also bleibt Ihnen als erstes nur die sehr schöne Aufgabe, Ihr Pferd kennen- und verstehen zu lernen, Stressanzeichen zu erkennen und Dauerstress möglichst zu vermeiden, auch wenn das bedeuten sollte, eine Ausbildung abzubrechen oder einen Stall zu wechseln.

Einige Anzeichen von Langzeitstress:

  • Apathie
  • Ablehnendes Verhalten, will weder mit Menschen noch Pferden zu tun haben
  • Eingeschränktes Ohrenspiel
  • Pferd wirkt dösend, aber lässt die Unterlippe nicht locker hängen
  • Eingeschränkte Reaktion auf Ansprechen
  • Kaum Augenkontakt (Eindruck des in die Ferne Schauens)
  • Aggression, Beißen, Ohrenanlegen, auf andere Pferde (Mensch) losspringen
  • Gefährliches Verhalten, Widersätzlichkeit
  • Sich selbst beißen (Hengste vor allem)
  • Beißen, Zähneknirschen bei Berührung

Einige Anzeichen von Kurzzeitstress:

  • Hochgenommener Kopf/Hals
  • Angespannte Muskulatur, angespannter Schweif, Kauen und Lecken
  • Augen weiter geöffnet als normal (eventuell sogar rollend, Weiß im Auge sichtbar)
  • Ohren unruhig, mehr zur Seite (oder nach hinten) als nach vorne gerichtet
  • Nüstern weit geöffnet
  • Oberlippe angespannt, mitunter spitz
  • Unterlippe angespannt
  • Maulwinkel angespannt (Faltenbildung)
  • Schwitzen
  • Schweifhaltung eventuell eingeklemmt, unruhig oder sogar peitschend
  • Scharren, Stampfen, Schnarchen
  • Schweifspannung oder Schweifschlagen beim Reiten
  • Lippenspannung, Schweifspannung/Schweifschlagen, Ohren angelegt
  • Herzfrequenz erhöht, evtl. auch Atemfrequenz

Stress reduzieren durch Empathie und die Basis der Pferdeetikette

Entwickeln Sie Empathie, aber vermenschlichen Sie Ihr Pferd nicht! Respektieren Sie seine artgemäßen Bedürfnisse und sorgen dafür, dass diese so weit als irgend möglich erfüllt werden. Lernen Sie die Basics des überaus reichen Ausdrucksverhaltens kennen und beobachten Sie Ihr Pferd, um seine Persönlichkeit und sein Befinden in verschiedenen Situationen einschätzen zu können. Auto- und Motorradfahren fahren kann man sich mit Fahrschule und Bedienungsanleitung aneignen, das fühlende Pferd braucht unsere Empathie und im Sport eine/-n bei leichter Hilfengebung ausbalanciert sitzenden, einfühlsamen, gelassenen, konzentriert-fokussierten Reiter/-in.

Stellen Sie sich, egal was Sie mit Ihrem Pferd machen, einfach vor, Sie wären an seiner Stelle. Ihr Pferd will z. B. nicht in die Reithalle? Es könnte sein, dass Ihr Pferd dort traumatisiert wurde oder dass die Ausrüstung schmerzt. Ihr Pferd akzeptiert, dass Sie den drückenden Sattel, das unangenehme Gebiss anlegen und den Nasenriemen festzurren, aber seine Erfahrung sagt ihm, dass spätestens die Arbeit in der Reithalle mit erheblichen Schmerzen verbunden sein wird. Beobachten Sie Ihr Pferd genau. Augen, Ohren, Nüstern, Maulpartie, Kaumuskulatur, Körperhaltung, Muskeltonus, Schweifhaltung. Begrüßen Sie Ihr Pferd nach Pferdeetikette, nehmen Augenkontakt auf, lassen es riechen (Geruchs- und Tastsinn sind für Pferde extrem wichtig!), putzen nicht nur wegen der Sauberkeit, sondern um Ihre Freundschaft auch über die Berührung zu verstärken. Lernen Sie die Pferdesprache, das bei Pferden so beliebte Spiel „mein Raum - Dein Raum“ installiert Führung. Die Leitstute kann ein Herdenmitglied im Abstand von z. B. 100 Metern und mehr zum Stehen veranlassen und es bleibt in Ruhe und Sicherheit stehen. Ihr Pferd fühlt sich unter Führung sicher und Sicherheit ist eines der ganz entscheidenden Grundbedürfnisse Ihres Pferdes. Achten Sie genau auf die Reaktionen Ihres Pferdes, sehen Sie die Welt aus der Sicht Ihres Pferdes, entwickeln Sie Mitgefühl und Verständnis und dann finden Sie mit Sicherheit Ihren persönlichen Weg zu dem was Ihr Pferd, wie alle Pferde, wirklich braucht: Sicherheit und Freundschaft. Ohren, Nüstern, Maulpartie, der Muskeltonus, die Schweifhaltung und ganz besonders die Augen erzählen uns alles. Lernen Sie Ihrem Pferd zuzuhören und das gelingt nur durch unser Beobachten und Fühlen. Pferde beobachten uns umgekehrt extrem genau und, so zeigte eine Studie der Universität Pisa, synchronisieren sogar ihren Herzschlag mit unserem (Lanata et al. 2017). Ist das nicht beeindruckend? Haben Sie Stress und einen erhöhten Puls, bekommt Ihr Pferd auch Stress und erhöhte Herzfrequenz. Lernen Sie deshalb Ihren Stress und auch Ängste zu beherrschen, nutzen Sie Entspannungstechniken, vielleicht indem Sie tief ein- und ausatmen, am besten gleich gemeinsam mit Ihrem Pferd. Unser Geruch ist für unser Pferd ebenfalls eine ganz wesentliche Informationsquelle.

Die Forscher untersuchten die Aktivität des autonomen Nervensystems (ANS) von Pferden als Reaktion auf menschliche Körpergerüche (BOs), die in Glücks- und Angstzuständen erzeugt werden. Die ANS-Reaktion der Pferde wurde anhand der Herzfrequenzvariabilität (HRV) analysiert, die im Frequenzbereich extrahiert wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass menschliche BOs sympathische und parasympathische Veränderungen hervorrufen und Pferde emotional stimulieren, was auf eine Übertragung von Emotionen zwischen den Spezies durch BOs hindeutet. Diese vorläufigen Ergebnisse eröffnen die Möglichkeit, Veränderungen in der ANS-Dynamik des Pferdes als Reaktion auf innere Zustände des Menschen über menschliche BOs zu messen, und ermöglichen unerwartetes Tierverhalten, das die Mensch-Pferd-Interaktion beeinträchtigen könnte, besser zu verstehen. Möglichst stressarm mit Pferden umzugehen und zu arbeiten bedeutet keineswegs stressfrei (und kann es auch nicht sein). Das ist auch nicht nötig, denn Stress dient der Anpassung und das Ziel der Ausbildung ist schlussendlich ein vertrauensvoll mitarbeitendes, physisch und psychisch gesundes Pferd.

Ausdrucksformen des Pferdes

(nach Bohnet 2011):

Körperspannung:

  • Stellung des Körpers zum Partner
  • Anspannungsgrad der Körpermuskulatur
  • Stellung des Halses in Relation zum Körper und Anspannungsgrad der Halsmuskulatur
  • Stellung des Kopfes in Relation zum Hals und Körper
  • Stellung und Bewegung der Beine
  • Stellung und Bewegung des Schweifes
  • Stellung der Ohren in Relation zum Kopf

Mimik:

  • Augenpartie: Lidschluss, Bewegung der Augen
  • Anspannungsgrad der Nüstern
  • Anspannungsgrad der Oberlippe
  • Anspannungsgrad der Unterlippe
  • Stellung des Maulspalts
  • Öffnungsgrad des Mauls
  • Anspannungsgrad der Wangenmuskulatur

Der Schlüssel zur Stress Minimierung

Jedes Pferd hat seine eigene Persönlichkeit, lernen Sie Ihr Pferd kennen und lassen Sie sich darauf ein, wie Ihr Pferd Ihren Stress, Ihre Ängste und Ihre Unsicherheit sofort spürt und empathisch darauf eingeht. Machen Sie es ihm nach und werden im wahrsten Sinne des Wortes „mitfühlend“. Beobachten Sie auch sich selbst: wie gehen Sie mit Ihrem Stress und Ihren Ängsten um? Sie können Ihr Pferd nicht belügen. Lernen Sie zudem unbedingt die arteigenen Grundbedürfnisse Ihres Pferdes kennen. Wenn Sie frieren, heißt das noch lange nicht, dass Ihr Pferd friert und monatelang mit einer dicken Decke eingedeckt sein will. Pferde haben immer Appetit, d. h. aber nicht, dass Sie Ihr Pferd dickfüttern sollten. Pferde brauchen eher mehr Bewegung, davon bekommen die meisten heute nicht mehr genug.

Wir Menschen vermenschlichen Pferde leider gerne, achten Sie Ihr Pferd daher als Pferd, als eigene Persönlichkeit mit individuellen Bedürfnissen. Schenken Sie Ihrem Pferd ein Leben in Sicherheit, Kommunikation und Kooperation in gegenseitigem Respekt. Ihre Sprache „pferdisch“ mag anfangs noch sehr holprig sein, das spielt aber überhaupt keine Rolle. Pferde fühlen Ihre Zuwendung und Ihr Pferd wird Sie verstehen. Kleine Mißverständnisse sind auch überhaupt kein Problem, Pferde sind von Natur aus unglaublich sanft, großzügig, fein, sensibel, sowie extrem kooperativ und adaptiv. Es hat seinen Grund, weshalb die Pferde über Jahrtausende mit unserer Kultur verbunden sind. Am Schluss angekommen kann ich Sie nur ermuntern, sich auf eine gemeinsame Reise mit Ihrem Pferd zu begeben, und Sie können mir glauben: Empathie ist meines Erachtens der Schlüssel, um den unnötigen Stress im Alltag Ihres Pferdes zu minimieren und insbesondere hier gilt für mich – der Weg ist bereits ein Teil vom Ziel.

Produktfazit zur Erleichterung der Anpassungsvorgänge und Stressreduktion:

Magnolythe ® S100

Erst wenn ein Pferd seiner Arbeit sowohl physisch wie auch psychisch gewachsen ist, ist die Grundlage für positive Erfahrungen, problemlose Anpassung und schnelles Lernen geschaffen. Eine dem Bedarf angepasste, ausgewogene Grundfütterung mit genügend qualitativ gutem Heu sorgt für die Basisversorgung, Befriedigung des Kaubedürfnisses und einen gesunden stabilen Verdauungstrakt. Dazu empfehlen wir Magnolythe® S100, denn die ausreichende Versorgung mit allen Vitalstoffen und die Verfügbarkeit sämtlicher für den Stoffwechsel benötigten Coenzyme und Cofaktoren ist die belastbare Basis für Leistungsfähigkeit, Gesunderhaltung, Stressabschirmung UND Rittigkeit. Magnolythe® S100 führt dem Gesamtstoffwechsel genau die Mikronährstoffe, Vitamine, Aminosäuren und Mineralien, in ausgewogener und besonders gut resorbierbarer Form zu, die täglich aufs Neue benötigt werden. So können alle Stoffwechselabläufe (z. B. enzymatisch gesteuerte Prozesse oder die Muskelkontraktion) sowohl unter alltäglichen als auch (sportlich) herausfordernden Bedingungen geordnet und ungestört ablaufen. Wie in der ursprünglichen, artenreichen Nahrung findet Ihr Pferd in Magnolythe® S100 Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren in ihrer natürlichen Kombination. In Zeiten vermehrten Stresses (Anreiten, Stallumzug, Turnierteilnahme usw.) wie auch bei Pferden mit einem empfindlicheren Stoffwechsel sorgt Magnolythe® S100 für belastbare Nerven, eine leistungsfähige Muskulatur und rasche Erholung nach Belastung. Magnolythe® S100 ist die tägliche Ergänzung vieler Sportpferde und durfte auch im Gepäck zu olympischen Spielen nicht fehlen.

Läuft alles „rund“ im Stoffwechsel, weil sämtliche für die einzelnen Stoffwechselschritte nötigen „Partner“ (Mikronährstoffe) für die enzymatischen Reaktionen bereitstehen, fühlen Pferde sich den Anforderungen gewachsen und das nimmt enorm Stress von ihnen weg. Die „Faulen“ (die gar nicht faul sind, sondern deren Energiebereitstellung lediglich suboptimal abläuft) werden frischer und die „Heißen“, die in Wirklichkeit nur alles gut und richtig machen wollen, was sie gleichzeitig unter Stress setzt, werden gelassener, lockerer und souveräner. In den nun über 35 Jahren hat Magnolythe® S100 an unendlich vielen Pferden seinen positiven Einfluss auf die mentale wie auch körperliche Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft bewiesen. Nicht nur aktive Freizeit- und Sportpferde profitieren vom einzigartigen Vitalstoffkomplex in unserem Magnolythe® S100, sondern auch Pferde, die aufgrund von genetisch fixierter Leichtfuttrigkeit oder eines empfindlichen Stoffwechsels (v. a. Robustpferderassen) lediglich eine Fütterung mit energiearmen Grundfuttern in begrenzter Menge vertragen, können im Bereich der Mikronährstoffversorgung schnell Defizite entwickeln. Insbesondere die Vorteile der in unserem Magnolythe® S100 enthaltenen essenziellen Aminosäuren sind hervorzuheben, welche die Proteinqualität der Fütterung aufwerten, ohne die Gesamtproteinmenge unnötig zu erhöhen. Von der harmonischen Kombination aus Mineralien, Aminosäuren und Antioxidantien profitieren daher auch unsere Freizeitpferde gleichermaßen wie die arbeitenden Sportpferde, deren Muskulatur zur Regeneration ebenfalls ein hohes Maß an z. B. Antioxidantien erfordert. Für Magnolythe® S100 wurde der antioxidative Effekt zellbiologisch geprüft und wissenschaftlich bestätigt.

Magnoguard

Stress, der sich (auch) auf den Magen schlägt, ist nicht immer vermeidbar. Optimale Haltungsbedingungen sind eine der immerwährenden und auch schwierigsten Aufgaben in der Partnerschaft mit unseren Pferden und selbst dann lassen sich, wie wir alle wissen, nicht alle Faktoren immer vermeiden. Sie füttern bereits magenfreundlich mit viel qualitativ hochwertigem Heu und wenig Krippenfutter, eventuell auch getreidefrei und dennoch zeigt Ihr Pferd immer wieder die typischen Magensymptome? Der physiologische Hintergrund Stress ist schnell erklärt: Im Stress werden primär die Körperbereiche mit Blut versorgt, die für Kampf oder Flucht benötigt werden. Was nicht zur Flucht benötigt wird – beispielsweise der Verdauungstrakt  - wird schlechter durchblutet. Dazu gehören die Zellen der Magenwand, die den Schleim produzieren, der die Magenwand vor der Magensäure schützt. Wird in der Folge zu wenig Schleim gebildet, kann die Magensäure die Magenwände angreifen und es entstehen Magengeschwüre im Drüsenteil des Magens. Viele Pferde leiden unter Magenschleimhautveränderungen bis hin zu  Magengeschwüren. Bei Freizeitpferden sind es statistisch 40 % bis 60 %. Sportpferde liegen mit rund 65 % etwas darüber, Spitzenreiter sind die Vollblutrennpferde mit über 90 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pferd eine Veränderung der Magenschleimhaut hat, die zu Schmerzen und aufgrund dieser zu erneuten Stressreaktionen führen kann, ist leider hoch. Der Magen des Pferdes liegt linksseitig in Höhe der Gurtlage. Jeder Druck auf diesen Bereich, egal ob durch Reitergewicht, Schenkeleinwirkung, Verlangen einer Längsbiegung oder einfach das Gurten kann dann sehr unangenehm bis schmerzhaft sein. Ergo gehören Rittigkeitsprobleme mit zu den ersten Symptomen. Zeigt Ihr Pferd eine der folgenden Auffälligkeiten (keine abschließende Aufzählung), sollten Sie tätig werden: Rittigkeitsprobleme, Schreckhaftigkeit, Abwehrreaktionen beim Gurten, sinkender Appetit, Leerkauen, Gähnen, Triebigkeit, Substanzverlust, Kotwasser u. a. Apfelpektine, ß-Glukane, die Aminosäure Threonin bilden nicht nur eine Gel/Schleimschicht zwischen Magenwand und Magensaft, sondern haben in Untersuchungen einen positiven Effekt
auf die Widerstandskraft und die physiologische Regenerationsfähigkeit der Magenschleimhaut gezeigt.

In Zeiten von erhöhtem Stress, wie Transporte, Leistungsprüfungen, vermehrte Belastung im Training (dazu können auch neue Lektionen gehören) empfiehlt sich die Gabe von Magnoguard®.
Magnoguard® Leckerli, kurz vor dem Training verabreicht, sind nicht nur eine gesunde Alternative, sondern eine hervorragende Möglichkeit die Schleimhaut des Pferdemagens zu schützen.

Magnoquiet ®

Selbst der fürsorglichste Pferdehalter kann seinem Pferd nicht jeden Stress nehmen. Und er muss es auch nicht, denn Stresssituationen gehören nun mal zum Leben. Die Trennung von der Mutter, Transporte, das Anreiten, Behandlungen oder Klinikaufenthalte, wechselnde Stallgefährten, die ersten Turniere: Stress ist nicht nur bei uns Menschen, sondern auch im Leben unserer Pferde unvermeidbar und wird je nach Pferd unterschiedlich verarbeitet. Mit Grasen auf der Weide, einer heuintensiven Fütterung und zusätzlich Magnolythe® S100 versorgt sich Ihr Pferd oftmals bereits ausreichend mit Tryptophan, der Vorstufe des sog. „Glückshormons“ Serotonin. Genügt die Zufuhr über Heu und Gras allerdings nicht oder sind besondere situative Belastungssituationen abzusehen oder vielleicht bereits sogar Verhaltensauffälligkeiten bekannt, stellt Magnoquiet® mit seinem Tryptophan-Vitamin-B-Komplex eine Nährstoffkombination bereit, die Ihrem Pferd hilft, die innere Ruhe zu finden und positive Erfahrungen zu sammeln.

Unsere Pferde sind Individuen und neigen unterschiedlich stark zu Schreckhaftigkeit, Nervigkeit, Spannungszuständen und/oder mangelnder Losgelassenheit. Dies kann, genauso wie Übereifer und Hektik, einen angenehmen und erfreulichen Umgang von Mensch und Pferd sowie eine erfolgreiche Arbeit mit dem eigenen Pferd beschränken oder verhindern. Das übereifrige Pferd – In seinem Eifer, den Anforderungen zu entsprechen und es gut machen zu wollen, findet das übereifrige Pferd nicht mehr zur nötigen Gelassenheit. Das unerfahrene Pferd – Ob während des Anreitens oder auch beim Erlernen neuer Lektionen: Mitunter ist es trotz behutsamster Ausbildung nicht möglich, jedem Pferd die nötige Gelassenheit zu vermitteln, damit es lernen kann, ohne sich überfordert zu fühlen. Ziel muss es daher sein, die Aufmerksamkeit des Pferdes auf sich zu ziehen und Kommunikationsbereitschaft herzustellen, damit Überforderung gar nicht erst entsteht. Verhaltensauffälligkeiten – Arbeitet das Pferd gegen statt mit seinem Menschen, tendiert zu Fluchtverhalten oder gar aggressiven Reaktionen oder wirkt es umgekehrt apathisch statt interessiert, läuft nervös in der Box Kreise, dann sind das deutliche Hinweise auf Langzeitstress. Hier gilt es die Ursache(n) zu finden und, sofern möglich, erfolgreich abzustellen. Alte Verhaltensmuster müssen durchbrochen werden, um überhaupt ein positives (Neu-)Erleben zu ermöglichen.

Magnoquiet® berücksichtigt diese Zusammenhänge und ist unsere durchdachte, temporäre Unterstützung für mehr innere Ruhe und Gelassenheit. Magnoquiet® hilft Ihrem Pferd das Glückshormon Serotonin zu bilden und versorgt es gezielt mit Vitaminen des B-Komplex, um die nötige Ruhe und innere Gelassenheit für Stressbewältigung, interessierte Mitarbeit und positive Lernerfahrungen zu entwickeln.

Magnocalm®

Ein Magnesiummangel führt zu einer Einschränkung enzymatischer Stoffwechselreaktionen und von Übertragungsimpulsen. So kann es zu einem erhöhten Muskeltonus, Muskelzittern und/oder Muskelkrämpfen der betroffenen Pferde kommen. Der Grund ist, dass es zu einem vermehrten Einströmen von Calcium in die Körperzellen und somit zu einer Calciumüberladung des Zytoplasmas kommen kann. Ein Magnesiummangel ist daher oftmals durch eine erhöhte Erregbarkeit und/oder Schreckhaftigkeit gekennzeichnet, die absolut situationsunabhängig auftritt. Magnesium ist auch für die Neurotransmittersynthese und den Erhalt einer gesunden Nervenfunktion essenziell, da ein Magnesiummangel zu vermehrter Reizbarkeit führen kann. Da der Blutspiegel von Magnesium nicht nur von der Futteraufnahme abhängt (auch Nierenfunktion, Wasserhaushalt und Proteingehalt des Blutes können einen Einfluss haben), muss ein zu niedriger Magnesiumblutspiegel keineswegs einen Mangel anzeigen. Ein „echter Magnesiummangel“ tritt unter Praxisbedingungen eher selten auf und ist am ehesten bei Raufutter betonter Rationsgestaltung mit Heu von intensiv gedüngten Wiesen und einseitigem Grasbewuchs möglich.

Ist ein Pferd nur in bestimmten Situationen gestresst, „nervig“ und schreckhaft (z. B. Transport, Trennung von Freunden, bestimmte Lektionen oder Situationen in der Arbeit usw.), so ist das meist nicht auf einen ernährungsbedingten Magnesiummangel zurückzuführen. Entsprechend ist die Gabe von Magnesium bei diesen Pferden wirkungslos, da mit Blick auf die Ursache kein Magnesiummangel vorliegt. In diesen Fällen empfehlen wir deshalb unser Magnoquiet®. Magnesium ist zudem kein “Ruhigsteller” wie ein Beruhigungsmittel. Im Gegenteil, eine weit über den Bedarf erhöhte Magnesiumzufuhr kann eine Nervigkeit noch steigern, weil auch in diesem Fall ein Ungleichgewicht in der Ionenverteilung auftritt. Für den Fall, dass Ihr Pferd immer und insbesondere situationsunabhängig angespannt ist, sich immer wieder Stressreaktionen zeigen, die in keinem Verhältnis zum Anlass stehen und/oder Heu bzw. Weiden magnesiumarm sind, haben wir unser Magnocalm® entwickelt. Magnocalm® vereint organisch gebundenes und anorganisches Magnesium in einer für den Stoffwechsel hochverfügbaren Form. Das organisch gebundene Magnesiumaspartat flutet schnell im Blut an und gelangt so zügig an den Ort des Bedarfs.

Weiterhin zeigt auch Magnesiumoxid eine gute Resorption im Verdauungstrakt des Pferdes. Darüber hinaus stellt Magnocalm® die essenziellen Aminosäuren Lysin und Methionin, die oftmals in der Pferderation knapp werden, sowie Vitamin B3 (Niacinamid) für den Nervenstoffwechsel und Vitamin E für das Abfangen von freien Radikalen zur Verfügung.

Literaturverzeichnis

  •  Bohnet, W. ( 2012) Schmerzen und Leiden: Was sagt uns das Pferd? In: Rackwitz, R. (Hrsg.) LBH: 6. Leipziger Tierärztekongress. 2.Tagungsband, S.
  •  Delank, K., Reese, S., Erhard, M., Wöhr, AC. (2023) Behavioral and hormonal assessment of stress in foals (Equus caballus) throughout the weaning process. Plos One,18 (1) : e0280078.
  •  Frentzen, F. (1994) Bewegungsaktivitäten und -verhalten von Pferden in Abhängigkeit von Aufstallungsform und Fütterungsrhythmus unter  besonderer Berücksichtigung unterschiedlich gestalteter Auslaufsysteme. Diss. med. vet., Hannover.
  •  Kiley-Worthington, M. (1989) Pferdepsyche –Pferdeverhalten. 1. Auflage Zürich: Müller Rüschlikon.
  •  Lanata, A., Guidi, A., Valenza, G., Baragli, P., Scilingo, E.P. (2017) The role of nonlinear coupling in Human-Horse Interaction: A preliminary study. In: 39th Annual International Conference of the IEEE Engineering in Medicine and Biology Society (EMBC)
  •  Lanata, A., Nardelli, M., Valenza, G., Baragli, P., D’Aniello, B., Alterisio, A., Scandurra, A., Semin, G.R., Scilingo, E.P. (2018) A Case for the Interspecies Transfer of Emotions: A Preliminary Investigation on How Humans Odors Modify Reactions of the Autonomic Nervous System in Horses. In: 40th Annual International Conference of the IEEE Engineering in Medicine and Biology Society (EMBC), 522-525.
  •  Rischbieter, A. (2001) Der Einfluss von Klimafaktoren auf das Verhalten von Pferden in Gruppenhaltung. Staatsexamen. Med. Vet., Hannover.
  •  Simonds,M.A, Meyer D.(2007)Stress bei Pferden erkennen und behandeln, 1.Auflage Stuttgart: Franckh Kosmos