Unterschied zwischen Heu und Heulage

Heulageballen auf Wiese
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Grundsätzlich sind Heu und Heulage für Pferde als Raufutter geeignet. Sie haben jedoch unterschiedliche Vor- und Nachteile für die Pferde und auch im Handling.

Heu

Unter Heu versteht man langstängeliges Trockengrün mit einem Trockensubstanzgehalt von > 86 %. Bei der Heuherstellung werden Wiesen vor, zu Beginn oder nach der Blüte geschnitten und nach mehrtägiger Trocknung und Wenden mit einer Restfeuchte von im Idealfall maximal 16 % gepresst und eingefahren. Heu muss gut durchlüftet und trocken unter Dach gelagert werden, um eine hygienische Stabilität zu gewährleisten.

Eine Besonderheit stellt das sogenannte Heu aus dem Grassamenbau (auch Grassamenstroh genannt) dar. Hierbei werden Monokulturen wie z. B. deutsches Weidelgras bis zur Samenreife gebracht, dann ähnlich dem Getreide geerntet und gedroschen, um Grassamen zu gewinnen. Der überständige Rest (Stängel und geringer Blattanteil) kann getrocknet und gepresst werden. Aufgrund der Aufwuchszeit bis zur Samenreife handelt es sich bei dieser Art des Heus um ein sehr nährstoffarmes Raufutter, welches wenig Eiweiß sowie einen höheren Anteil bereits verholzter und damit von der Dickdarmflora nicht abbaubarer Fasern enthält. Ähnlich wie bei Stroh und sonstigem sehr spät geschnittenem Heu kann eine übermäßige Aufnahme von Heu aus dem Grassamenbau deshalb zu Verstopfungskoliken führen. Die Raufutterration sollte daher maximal zu 50 % aus solchen schwerverdaulichen Heusorten bestehen. Für dicke Pferde, die abnehmen sollen, kann diese Menge energiearmen Heus einen Teil der Heuration ersetzen.

Heulage

Heulagen nehmen mit einem Trockensubstanzgehalt > 50 % eine Mittelstellung zwischen Heu und Silagen ein. Sie werden nach einer rd. 2-tägigen Anwelkzeit nach dem Mähen gepresst und luftdicht in Folie verpackt. Dadurch kommt es zu einem Fermentationsprozess (keiner echten Gärung wie bei Silage), bei dem ein nach frischem Brotteig riechendes, leicht klammes bis feuchtes Raufutter entsteht. Aufgrund des höheren Wassergehaltes der Heulage bei gleichzeitig nur neutralem pH-Wert von rd. 6,5 ist die hygienische Stabilität der Heulage nach Luftzutritt (Eröffnen der Folie) sehr begrenzt. Bei dem produkttypischen pH-Wert zwischen 5,5 bis 6,8 liegt der konservierende Milchsäuregehalt < 15 %. Daher sind folierte Ballen stets so zu lagern, dass die Folie intakt bleibt. Also speziell bei Heulage für Pferde mit Folie nicht geizen und lieber mehr Lagen als üblich legen, 6 Lagen sind das Minimum, mit der die Ballen innerhalb von 2 Stunden nach dem Pressen dicht umwickelt werden müssen (Stretchfolien).  Die Folie sollte zudem weiß sein, um Kondenswasserbildung zu minimieren und der Lagerort zur Vermeidung starker Temperaturschwankungen und Kondenswasserbildung mit Schimmelpilzbildung im Schatten liegen. Verletzungen der Folie durch Vögel oder Mäuse, wodurch die Ballen untauglich werden, sind durch Lagerung auf Paletten und geeignete Abdeckung zu vermeiden.

Eine eingerissene Folie (hier reicht schon ein winziges Löchlein) macht den Ballen innerhalb weniger Tage unbrauchbar. Vogelschutznetze helfen vor der Schädigung durch Wildvögel. Ist die Folie intakt, kann Heulage problemlos ohne weiteren Witterungsschutz ca. 1 Jahr im Freien gelagert werden, ein großer Vorteil für Pferdebestände ohne Unter-Dach-Lagerflächen.

Sichtbarer Schimmel, muffige Gerüche (leider bei Heulage durch den Eigengeruch nicht immer sicher zu riechen) und erwärmte Stellen im Ballen machen klar, dass der gesamte Ballen unbrauchbar ist, denn Schimmel und Nacherwärmungen durch Hefen gehen mit schweren gesundheitlichen Störungen der Pferde einher. Verunreinigung mit Erde oder Teile von Tierkadavern bergen die Gefahr von tödlichem Botulismus. Über die Erde können Bakteriensporen oder auch vermehrungsfähige Bakterien eingetragen werden. Diese können sich bei einem pH-Wert über 4,5 in Verbindung mit vermehrter Feuchte (Trockensubstanz unter 35 %) und unter Luftabschluss noch vermehren. Diese Bakterien (Clostridien) oder deren Sporen werden mit der Erde jedoch auch in Heu eingetragen.

Der intakte Ballen muss, sobald er geöffnet wurde, rasch verfüttert werden. Bei hohen Umgebungstemperaturen verkürzt sich die Zeit einer unbedenklichen Fütterung auf nur bis zu 12 Stunden, während ein geöffneter Ballen im Winter eventuell 3 bis maximal 5 Tage verfüttert werden kann. Großballen mit mehreren Hundert Kilo sind deshalb in der Regel nur für Pferdebestände von > 20 Tieren geeignet. Für Pferde mit Atemwegserkrankungen sind staubarme Heulagen ein bestens geeignetes Raufutter und mittlerweile im Handel in Gebindegrößen bis 25 kg erhältlich, was die Anwendbarkeit auch für kleine Pferdebestände möglich macht.

Aufgrund des höheren Feuchtegehaltes als Heu ist die Zuteilungsmenge entsprechend höher anzusetzen. Für den Einsatz von Heulage als alleinigem Raufutter liegen die Mindestempfehlungen bei 1,8 – 2,3 kg/100 kg KGW/Tag. In Ländern wie Großbritannien und Schweden ist die Heulageproduktion aufgrund der für eine Heuernte ungünstigeren Wetterbedingungen weit verbreitet. In Deutschland entscheiden häufig die Erfahrung bei der Ernte und die Erntetechnik (für Heulagegewinnung ist eine höhere Verdichtung des Ballens nötig) über die Qualität.

Silage

Mit nur 30 – 45 % Trockensubstanz sind Silagen eher als feuchtes Rinderfutter bekannt. Dieses unter Luftabschluss durch Milchsäuregärung entstehende Grünfutter aus Gras, Luzerne oder Gras-Klee-Gemisch (Siloballen oder Silagen in Fahrsilos) wird entsprechend dem Ausgangsmaterial bezeichnet. Die gängigsten Sorten sind Gras- oder Maissilagen. Sie sind für Pferde nur bedingt geeignet. Der pH-Wert liegt mit rd. 4,5 im sauren Bereich. Das heißt zwar nicht, dass die Säure des Futters prinzipiell ein Problem für den Magen darstellt, da auch Silage gut gekaut und mit pufferndem Speichel gemeinsam in den Magen kommt, jedoch kann die Proteinqualität aufgrund der Gärprozesse für Pferde ungünstig sein. Auch sogenannte biogene Amine können entstehen und z. B. zu erhöhten Leberenzymaktivitäten führen. Lässt man Pferden die freie Wahl zwischen Heu, Heulage und Silage, bevorzugen sie tatsächlich die brotartig aromatisch riechende Silage.

Ist die Qualität gut und die Struktur langfaserig, kann auch Silage bei Pferden, die mäkelig sind und nur sehr schmackhaftes Futter aufnehmen, eine alternative Raufutterquelle darstellen. Zu beachten ist jedoch, dass manche Pferde bei der Fütterung von Silage zu Kotwasser neigen. Grassilagen sind, sofern sie bei warmen Außenbedingungen nicht länger als 12 – 24 h an der Luft gelagert werden, als Raufutter möglich. Mit dem Öffnen der luftabdichtenden Folie beginnt jedoch sofort auch der mikrobielle Besatz, z. B. mit Hefen. Die hygienische Qualität sollte daher einwandfrei sein und die Silage innerhalb von 24 h verbraucht werden, um Aufgasungen zu vermeiden.

Denkbar ist die Verwendung dann, wenn aufgrund der Nähe zu Rinderställen täglich frisch aus dem Silo oder Siloballen entnommene Silage gefüttert werden kann. Für manche Pferde wird mitunter auch Maissilage als Kraftfutter eingesetzt. Die Milchsäuregärung macht die Ganzpflanzenmaissilage zu einem sehr schmackhaften Futter, welches aufgrund des hohen Stärkegehaltes viel Energie liefert. Darin liegt jedoch auch der Grund für die nötige Rationierung beim Einsatz im Pferdestall.

Maissilage ist stärkereich (rd. 100 g/kg uS) und eiweißarm. Auch bei Maissilagen gilt, dass nur eine ganz frisch aus dem Silo entnommene Silage die hygienischen Anforderungen für Pferdefutter erfüllt, weshalb auch die Fütterung von Maissilage in der Regel nur durch die Nähe zu Rinderbetrieben (die Rinder erhalten den Anschnitt im Silo, die Pferde den hinteren Teil) mit ausreichend Entnahme pro Tag aus dem Silo in Frage kommt.

Vor- und Nachteile

Die Qualität beider Futtermittel hängt maßgeblich von der Pflege der Grünflächen, Ernte und Lagerung ab. Die Ernte der Heulage ist etwas weniger wetterabhängig als die Heuernte. Dafür muss der Ballen extrem gut verdichtet werden, was nicht nur hohen Pressdruck erfordert, sondern eventuell auch eine Vorzerkleinerung des Erntegutes vor dem Pressen.

In Folie verpackte Heulageballen können draußen gelagert werden, wichtig ist jedoch, dass die Folie absolut dicht ist. Heu muss trocken und gut durchlüftet unter Dach gelagert werden, ansonsten kann es zu Schimmelbildung und weiteren hygienischen Problemen kommen.

In der Regel ist es für den „Normalverbraucher“ ohne Labor deutlich einfacher, die hygienische Qualität von Heu einzuschätzen als die von Heulage. In Heu und Heulage darf kein Tierkadaver oder Erde enthalten sein, da die Gefahr von Botulismus und evtl. auch Grass Sickness besteht.

Heu kann nach dem Öffnen des Ballens problemlos über mehrere Wochen verfüttert werden. Heulage muss, sobald die luftdichte Verpackung entfernt wurde, sehr schnell verfüttert werden. Durch das enthaltene Wasser können sich ansonsten Mikroorganismen, z. B. Hefen, rasch vermehren und zu Koliken führen. Bei hohen Temperaturen heißt das, dass die Heulage innerhalb von 12 Stunden verfüttert sein sollte, im Winter (bei sehr tiefen Temperaturen) eventuell in 3 bis vielleicht sogar 5 Tagen.

Für Pferde mit Lungenproblemen kann die in der Regel staubarme Heulage anstelle von bedampftem oder gewässertem Heu gefüttert werden. Von Vorteil ist, dass der mit Wässern und Bedampfen von Heu verbundene Nährstoffverlust (u. a. Aminosäuren, Mineralien) bei der Heulage ausbleibt. 

Die Verträglichkeit von Heulage (wie auch von Heu) hängt maßgeblich von der hygienischen Qualität ab. Zeigt die Heulage hygienische Mängel, beobachten wir bei einigen Pferden vermehrt Blähungen, Kotwasser und Leistungseinbußen, die mit einer Umstellung auf Heu in den Griff zu bekommen sind. Bei einem Futterwechsel von Heu auf Heulage oder umgekehrt empfiehlt sich eine vorsichtige Umstellung über 14 Tage, um der Darmflora Zeit für die Anpassung an die neue Faserquelle zu geben.

Wie viel Energie, Eiweiß und Zucker in Heu und Heulage enthalten sind, ist maßgeblich vom Bewuchs der Wiese und dem Schnittzeitpunkt abhängig. Für zuckerempfindliche oder nierenkranke Pferde kann daher eine Laboranalyse des Heus/Heulage sinnvoll sein.

Vor- und Nachteile von Heu und Heulage

 

Heu
Heulage

Vorteile

  • Auch geöffnete Ballen
    können gelagert werden
  • Lagerung 1 Jahr draußen möglich
  • Staubarm

Nachteile

  • Ernte wetterabhängig
  • Trockene Lagerung notwendig
  • Je nach Qualität staubig
  • Gefahr von Botulismus
  • Muss schnell verbraucht werden
  • Wird nicht von allen Pferden vertragen
    (z. B. Kotwasser)
  • Qualität schwierig einzuschätzen
  • Gefahr von Botulismus

 

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