Wasserbedarf eines Pferdes

Pferdeherde trinkt aus einem See
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Wasser gehört zu den wichtigsten Futtermitteln. Kein Lebewesen kann ohne Wasser überleben. Umso wichtiger ist es, dass auch Pferde ausreichend Wasser trinken. Trocknet der Nahrungsbrei im Verdauungstrakt zu stark ein, kann Verstopfung die Folge sein.

Ein Pferd von 600 kg sollte je nach Arbeit und Leistung (z. B. Milchproduktion) ungefähr 60 Liter Wasser am Tag trinken.

Um die Wasseraufnahme anzuregen, gibt es einige Tricks. Auf jeden Fall sollte die Funktion und Sauberkeit der Tränke täglich kontrolliert und ausreichend Heu gefüttert werden, da mit der Heuaufnahme die Wasseraufnahme korreliert. Gerade in der kalten Jahreszeit und bei gesundheitlichen Einschränkungen, wie Zahn- oder Magenprobleme, trinken einige Pferde zu wenig Wasser. Diese Pferde profitieren von warmem Wasser. Manche Pferde trinken aus Eimern besser als aus Selbsttränken. Auch z. B. flüssiges Mash eignet sich, um zusätzliches Wasser ins Pferd zu bekommen. Den Geschmack von Wasser kann man beispielsweise mit Tee oder Pfefferminzextrakt verbessern.

Wasserqualität

Wir sprechen beim Tier nicht von Trinkwasser, sondern von Tränkwasser. Dieses ist rechtlich in den Futtermittelbegriff eingebunden und muss daher nach Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlamentes so beschaffen sein, dass es für die betreffenden Tiere „geeignet“ ist. Während Trinkwasser für den menschlichen Verzehr den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen muss, gibt es für das Tränkwasser gegenwärtig keine vergleichbaren detaillierten rechtlichen Anforderungen. Der Gesetzgeber beschränkt sich in den Rechtsvorschriften auf allgemein formulierte Sicherheitsanforderungen, die neben der Schmackhaftigkeit auch die Verträglichkeit und gesundheitliche Unbedenklichkeit für das Tier miteinschließen. Egal ob Trink-, Regen-, Brunnen- oder Zisternenwasser, die Wasserqualität entscheidet über dessen Eignung als Tränkwasser für Pferde.

Tränkwasser sollte zudem frei von Krankheitserregern sein (Salmonella, Campylobacter, E. coli). Darüber hinaus kann die Bildung eines Biofilms (Ansammlung von Bakterien im Rohr- und Tränkesystem), besonders bei höheren Temperaturen im Sommer zur steigenden Verunreinigung des Tränkwassers führen und das Rohrsystem verstopfen. Eisengehalte >10 mg/l können die Schmackhaftigkeit des Wassers vermindern und zu einer reduzierten Wasseraufnahme der Tiere führen. Eine Reinigung des Leitungssystems (Reduzierung des Biofilms) und ein Eisenentzug durch z. B. Einbau eines geeigneten Filters kann dann sinnvoll sein.

In der nachfolgenden Tabelle sind die vom Gesetzgeber und die nach aktuellem Wissensstand empfohlenen Grenzwerte einmal aufgeführt:

Lfd. Nr. Parameter EinheitOrientierungswert für die Eignung von Tränkwasser
Kationen
1Calciummg/l500
2Kaliummg/l<500
3Ammoniummg/l<3
4Eisenmg/l<3
5Manganmg/l<4
6Kupfermg/l<2
7Natriummg/l<500
8Arsenmg/l<0,05
9Bleimg/l<0,10
10Cadmiummg/l<0,02
11Quecksilbermg/l<0,003
12Zinkmg/l<5
Anionen
13Nitratmg/l<200
14Nitritmg/l<30
15Chloridmg/l<500
16Sulfatmg/l<500
17Fluoridmg/l<1,5
Summenparameter
18Oxidierbarkeitmg/l O2<15
Rechenparameter
19lösliche Salzeg/l<2,5

Quelle BMEL

Wassermenge

Trinkt ein Pferd zu wenig Wasser, drohen Dehydrierung (Schwäche durch vermindertes Blutvolumen), Kolik (insbesondere Verstopfungskoliken) und Leistungsschwäche (schlechtere Durchblutung der Muskulatur). Aber wie viel Wasser benötigt ein Pferd eigentlich pro Tag? Zur Aufrechterhaltung der wichtigsten Körperfunktionen kann eine Mindestmenge von 15 ml/kg Körpermasse pro Tag angesetzt werden. Dies entspricht einer Menge von 9 l für ein 600 kg schweres Pferd. Dieser Erhaltungsbedarf erhöht sich jedoch in Abhängigkeit der körperlichen Aktivität, Leistung wie z. B. der Produktion von Milch bei Mutterstuten oder der Abgabe von Schweiß bei Hitze, Stress oder körperlicher Belastung. Diese Wasserverluste erhöhen den Bedarf eines Pferdes beispielsweise auf bis zu 60 l pro Tag für ein 600 kg schweres Pferd. Überprüfen lässt sich die Wasseraufnahme am einfachsten durch die Tränkung aus Eimern einzeln aufgestallter Pferde.

Durstgefühl

Pferde haben hypertonen Schweiß, d. h. die Pferde verlieren mehr Elektrolyte über den Schweiß als Wasser.

Damit merkt das Pferd erst spät, dass es Zeit ist zu saufen. Da kann das Antrainieren der freiwilligen Aufnahme von elektrolytversetztem Wasser erfolgreich gegensteuern. Ein 10-Liter-Eimer mit 30 g Megalyt Sol® versetzt, nach der Belastung angeboten, weckt das Interesse von Pferden an der freiwilligen Wasseraufnahme nach hohen Schweißverlusten. Einmal daran gewöhnt, nehmen sie gern das leicht salzig schmeckende Wasser auf und saufen im Anschluss mehrere Liter reinen Wassers, welches zusätzlich immer mitangeboten werden muss.

Weitere Informationen zum Wasser und Elektrolythaushalt finden Sie unter dem Thema Elektrolyte.

Wasseraufnahme steigern

Zur Sicherung der nötigen Wasseraufnahme kann ein Teil des Wasserbedarfs auch durch wasserreiche Futtermittel abgedeckt werden, z. B. Gras, gequollene Rübenschnitzel oder als Brei angebotene Heucobs. Dieses Prinzip eignet sich besonders für „trinkfaule“ ältere Pferde, um eine Austrocknung zu verhindern. Auch kaltes Wasser < 9 °C verliert seinen Reiz, wenn die Pferde Schmerzen in der Maulhöhle oder im Magen haben, oder, wie es bei alten Pferden häufig der Fall ist, wenn sie ihre Körperinnentemperatur nur noch mit Mühe aufrechthalten können. Die optimale Wassertemperatur liegt beim gesunden Pferd bei 9 – 12 °C. Für magenempfindliche und alte Pferde hat sich in der Praxis das Anwärmen des Wassers im Winter auf > 12 °C als günstig für die freiwillige Wasseraufnahme erwiesen.

Pferde im Training oder auf Turnieren trinken stressbedingt häufig schlecht. Man kann versuchen, Wasser von zu Hause mitzunehmen, um Akzeptanzprobleme durch Geschmacksunterschiede des Wassers zu vermeiden.

Bei allen Pferden sollten die Selbsttränken täglich auf Funktionalität, Sauberkeit und Durchflussrate überprüft werden!

 

Wassermenge erhöhen:

  • Zusätzlich Wasser (idealerweise angewärmt auf 12 – 15 °C) aus Eimern, Trögen, Wannen oder Bottichen anbieten
  • Dünnflüssig angerührtes, getreidefreies Mash
  • Mindestens 2 kg/100 kg Körpermasse Heu füttern, denn trockenes, kaufähiges Raufutter erhöht die freiwillige Wasseraufnahme im Vergleich zur Kraftfuttergabe (Connysson et al., 2010)

Geschmack verbessern:

  • Zugabe von Pfefferminzextrakt ins Wasser (z. B. Abtei, japanisches Heilpflanzenöl, 100 % naturreines Minzöl), z. B. 10 – 15 Tropfen auf 10 l Wasser
  • 200 ml (ca. zwei Handvoll) Weizenkleie, Heucobs oder Sojaextraktionsschrot in einem 10-l-Eimer mit etwas heißem Wasser übergießen, anschließend den Eimer mit lauwarmem bis kaltem Wasser auffüllen (nicht länger als 4 Stunden anbieten, danach entsorgen)
  • Säfte und Sirup, aber bitte nicht in großen Mengen und nicht lange stehen lassen (Gefahr der Gärung)!
  • Manche Pferde mögen auch abgekühlte Tees (z. B. Pfefferminze, Hagebutte)